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Tor-Browser-Paket für GNU/Linux

Jacob Appelbaum hat das Tor-Browser-Paket weiter entwickelt. Bisher war das ein Paket für Microsoft Windows, welches Tor, Vidalia, Polipo und Torbutton (und auch das Chatprogramm Pidgin) enthält. Das Paket lässt sich auf einen USB-Stick speichern und auf einem beliebigen Rechner ohne Installation starten. Jake hat das Paket für GNU/Linux (im speziellen Fall zunächst nur Debian) weiterentwickelt und bittet um ausführliche Tests. Falls du also Lust hast, kannst du das Paket von Jakes Seite runterladen. Wenn das passiert ist, kannst du es entpacken und kannst es starten. Weiterhin kannst du es auch direkt aus dem SVN auschecken und bauen:

svn co https://tor-svn.freehaven.net/svn/torbrowser/trunk/
cd build-scripts
time make -f Makefile.linux build-all-binaries
time make -f Makefile.linux all-compressed-bundles

Bitte testet fleißig und gebt Rückmeldungen an das Projekt.

Arbeiten und Heiraten im Jemen

Podium

Der Mittwoch sollte dann mein erster richtiger Arbeitstag werden. Zu Beginn wurden im Vorhof des Gebäudes diverse Tische und Stühle aufgebaut. Gleichzeitig teilte mir der Organisator mit, dass ich zu Beginn doch bitte eine kleine Rede halten solle. So versuchte ich fieberhaft in den verbleibenden Minuten mir etwas sinnvolles einfallen zu lassen. Im Anschluss erzählte ich dann etwa zehn Minuten etwas über das Internet, die Überwachung und Sperrung von Webseiten sowie über die Inhalte der nächsten Tage. Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen, einige Worte zum Zugangserschwerungsgesetz zu verlieren. Das erzeugte einiges Erstaunen bei den Zuhörern. Später kommentierte einer der Teilnehmer das mit den Worten, dass die deutsche Regierung doch nach Jemen kommen könne. Hier kann sie in puncto Zensur und Sperrung einiges lernen. :-)

Im Kurs stellte ich dann verschiedene Möglichkeiten der Umgehung vor. Dabei versuchte ich klar zu machen, dass sich niemand nur auf eine Alternative verlassen sollte. Zuerst sprach über manuelle Methoden. Manchmal reicht es, eine Seite statt mit http:// mit https:// aufzurufen. Im Fall von Sesawe oder Your Freedom funktioniert das wunderbar. Weiterhin reicht es auch das www. von der URl zu entfernen. So lassen sich blockierte Seiten zum Teil erreichen. Ein weiteres gut funktionierendes Mittel ist Google Translate oder halt ein ähnlicher Dienst. Ein gangbares Mittel wäre die Suche nach offenen Proxys mittels diverser verfügbarer Proxylisten. Jedoch war das Eintragen eines Proxy für die meisten Teilnehmer zu schwierig. Sinnvoll wäre aus meiner Sicht ein kleines Programm, was automatisch Proxys runterlädt und dann beispielsweise eine pac-Datei kreiert. Diese könnte automatisch geladen werden.

Später kamen wir dann auf Psiphon zu sprechen. Das Werkzeug überzeugte aufgrund seiner Einfachheit. Einloggen, URL eingeben und browsen. Das Projekt versucht seinerseits seine Proxyserver geheim zu halten und hat auch einige Gegenmaßnahmen eingebaut. Ich kann nur hoffen, dass das lange so bleibt. Später kam dann noch Alkasir und Your Freedom zur Sprache. Letzteres war jedoch für die meisten Teilnehmer zu komplex. Ich glaube, außer ein paar Willigen wird das niemand so schnell nutzen.

Der Arbeitstag wurde dann mit einem gemeinsamen Essen in einem typischen jemenitischen Restaurant beschlossen. Für Europäer ist der Anblick der Essenden sicher gewöhnungsbedürftig. Denn es wird mit Händen gegessen und Geschirr wird nur zum Servieren der Speisen benutzt. Das Essen selbst war sehr lecker. Wir hatten gebratenen Fisch und diverse Fleischspeisen. Hinzu kamen Soßen und Fladenbrot, welches einen Durchmesser von mindestens einem halben Meter hatte.

Bräutigam inmitten von Gratulanten

Abends hörte ich Gesänge, die sich wie die üblichen Muezzin-Klänge anhörten. Jedoch war es zu einer ungewöhnlichen Zeit. Die Muezzin singen ihre Suren üblicherweise sechs Mal am Tag, beginnend zwischen halb und um vier Uhr morgens. Also beschloss ich, den Gesängen mal nachzugehen. In einem Innenhof hatte sich eine Gesellschaft versammelt. Ehe ich so richtig identifizieren konnte, um was es sich da handelt, kam jemand auf mich zugestürmt und bat mich reinzukommen. Ich folgte der Einladung und flugs befand ich mich inmitten einer Hochzeitsgesellschaft. Sofort musste ich mich zum Bräutigam gesellen und Fotos wurden gemacht (Leider sind die nur mit Handycam aufgenommen. Fotoapparat lag sicher im Hotel.). Glücklicherweise hatte ich vorab gesehen, wie die Gratulation abläuft und versuchte es, so gut es geht nachzumachen. Die Teilnehmer wiesen mir einen Platz in ihren Reihen zu und so konnte ich recht lange der Prozession beiwohnen.

Später am Abend verließ ich die Gesellschaft dann tief beeindruckt. Die Leute waren sehr herzlich und aufgeschlossen. Ich hatte die gesamte Zeit nicht das gefühl, ein beliebiger Fremder zu sein. Vielmehr war ich fest integriertes Teil der Festgemeinschaft. Gerade die Feier machte diesen Tag zu dem bislang schönsten hier im Land.

Tor-Server außerhalb der USA und EU?

Das Tor-Projekt sucht derzeit eine Möglichkeit, für einen Verzeichnisserver außerhalb der USA und Europa. Diese Server sind nicht solche, die Verkehr für andere Nutzer weiterleiten, sondern sie stellen die Informationen zum Tor-Netzwerk zur Verfügung. Das heißt, hier bekommt euer Client die Informationen, welche Tor-Server es gibt, wie er diese nutzen kann etc. Ein Verzeichnisserver sollte eine stabile Anbindung an das Netz haben und pro Monat bis zu vier Terabyte Traffic aushalten. Falls jemand solch eine Möglichkeit kennt, so hinterlasse er hier oder beim Beitrag im Tor-Blog einen Kommentar.

Einen Tor-Knoten sicher betreiben

Ich habe hin und wieder mit Mitmenschen Kontakt, die gern einen Tor-Server betreiben wollen, sich aber wegen eventueller unangenehmer Kontakte zu Strafverfolger nicht trauen. Das Tor-Projekt hat nun kürzlich ein Blogposting verfasst, indem der Autor Mike Perry einige Vorschläge macht, wie man etwas mehr Sicherheit erlangen kann. Über die Jahre hat wenig bis keinen Ärger damit gehabt.

Ich habe diese Hinweise unten mal übersetzt und ein wenig kommentiert. Vielleicht hilft das einem heutigen oder zukünftigen Betreiber eines Tor-Knotens.

Informiere deinen Provider
Für Mike ist das gleichzeitig der wichtigste Punkt. Das heißt, bevor du deinen Tor-Knoten aufsetzt, solltest du dich mit deinem Provider in Verbindung setzen. Erkläre ihm, was du vorhast, was Tor ist und auch welchen Nutzer er den Leuten bringt. Gerade momentan bietet sich das Beispiel Iran zur Erklärung der Vorteile für die Menschen gut an. Falls du dir unsicher bist, welchen Provider du wählen solltest, schaue dir die Liste der guten/schlechten ISPs für Tor an. Sollte dein Provider gegen einen Exitknoten sein, kannst du einen Brückenserver oder einen Mittelknoten (middle man) aufsetzen. Damit hilfst du dem Tor-Projekt und hast wenig Risiko Ärger zu bekommen.
Nutze eine separate IP-Adresse für deinen Tor-Server und leite privaten Verkehr nicht über diesen Rechner.
Auf der einen Seite hat die Variante, allen Traffic über den Tor-Server zu leiten, den Vorteil, dass du eine Schutzbehauptung im Zweifelsfall hast. Andererseits kann bei einer eigenen IP-Adresse für den Tor-Knoten dein Provider klar sagen, dass es eben der Knoten war und kann automatisiert eine Antwort auf eventuelle Anfragen schicken.
Richte einen Reverse-DNS-Eintrag ein.
Es ist sinnvoll, wenn der Reverse-DNS-Name eine sinnvolle, für sich sprechende Bezeichnung ist. Also etwas in der Richtung wie tor-knoten.example.org oder tor-exit.example.com oder ähnliches. Ich sah kürzlich einen Server mit dem Namen i.am.a tor.exit.node.example.org. :-)
Richte eine Notiz beim Server ein.
Wenn du eine aktuelle Tor-Version (0.2.1.x oder neuer) besitzt, kannst du in der Datei torrc die Variable DirPortFrontPage setzen. Als Argument muss der Option ein Dateiname übergeben werden. Diese Datei sollte eine HTML-Datei mit Informationen zu Tor allgemein oder zu deinem Server sein. Das Tor-Projekt hat ein Beispiel einer solchen Seite.
Beschränke die Bandbreite deines Knotens.
Mike führte in einem Teilprojekt Messungen durch. Dabei stellte er fest, dass Tor-Server, die die Option BandwidthRate gesetzt haben, recht zuverlässig arbeiten. Dabei ist die Option so gesetzt, dass sie recht nahe an der wirklich Bandbreite liegt. Weiterhin liesse sich QoS einsetzen.

Ich hoffe, diese Hinweise helfen dir, deinen Tor-Knoten sicherer zu betreiben. Wenn du Fragen oder Hinweise hast, kannst du unten gern einen Kommentar hinterlassen.

Lesebefehle

Folgende Artikel solltet ihr euch unbedingt zu Gemüte führen:

Hausdurchsuchung bei Eigentümer von wikileaks.de

Mit welchem Argument wird seit Jahren das Recht auf freie Meinungsäußerung eingeschränkt? Richtig, wie auch in der aktuellen Diskussion, ist es Kinderpornographie. Seit mittlerweile fünfzehn Jahren beobachte ich immer wieder das gleiche Schema.

Das erste Mal fiel es mir im Fall des ersten Remailers, anon.penet.fi, auf. Der Betreiber Julf Helsingius stand damals auf der Titelseite des Observer und ihm wurde vorgeworfen für 90% der Kinderpornographie im Internet verantwortlich zu sein (Ich habe den Fall detailliert in meinem Buch “Anonym im Netz” beschrieben.). In den letzten Jahren kamen dann Betreiber von Tor-Servern, der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss und seit heute auch Besitzer von simplen Domainnamen hinzu.

Im aktuellen Fall bekam der Besitzer der Domain wikileaks.de Besuch von der Polizei. Seine Wohnungen in Dresden und Jena wurden von mehreren Beamten durchsucht und Computer beschlagnahmt. Was genau war das Vergehen? Ich versuchte auf diese Frage heute bei der Polizei in Jena sowie bei der Staatsanwaltschaft Dresden eine Antwort zu erhalten. Im Protokoll steht nur etwas von Verbreitung pornographischer Schriften. Das ist jedoch keineswegs ein Grund für eine Verletzung der Wohnung in der vorliegenden Form. Bei der Staatsanwaltschaft Dresden wurde mir lapidar mitgeteilt, dass die Pressestelle keine Sprechzeiten hat. Ich solle es an einem anderen Tag probieren. Von Seiten der Polizei bekam ich die Auskunft, die auch Heise meldet. Die Aussage war in etwa, dass es auf seiner Webseite Links zu kinderpornographischen Seiten gäbe und er sich somit der Verbreitung schuldig mache. Der interessierte Leser wird hier Parallelen zu den verschiedenen Sperren von wikipedia.de erkennen. Wie zuletzt Lutz Heilmann gibt es Leute, die einstweilige Verfügungen erwirken, in der Hoffnung etwas gegen die Inhalte der Wikipedia zu tun. Wie auch im Fall von Theodor Reppe hat die Domain jedoch nichts mit den Inhalten zu tun. Insofern ist es äußerst fragwürdig, inwieweit die Durchsuchung überhaupt berechtigt ist. Die diversen Kommentare in der Blogosphäre gehen auf diese Problematik genauer ein.

Doch inwieweit ist das ein Erfolg oder überhaupt ein sinnvoller Ansatz im Kampf gegen Kinderpornographie? Es wird ohne Aussicht auf irgendeinen Erfolg und aus meiner Sicht ohne begründeten Verdacht gegen eine Zivilperson vorgegangen. Und zwar gegen jemanden, der sich aktiv für freie Meinungsäußerung einsetzt:

Herr Reppe ist der Spender der Wikileaks.de Domain und betreibt einen Mirror der US Congressional Research Service Dokumentensammlung, ist allerdings ansonsten nicht operativ in Wikileaks involviert. Herr Reppe ist ausserdem Betreiber eines der populaersten deutschen Tor-Proxyservers

Kinderpornographie wird man hier eher nicht finden. Vielmehr dient solch eine Aktion eher der Einschüchterung, wie bereits in den oben angesprochenen Fällen der Betreiber von Tor-Servern. Außerdem stellt sich mir die Frage nach der Rechtmäßigkeit der kompletten Aktion. Das Bundesverfassungsgericht hat sich 2005 in einer Entscheidung gegen das Vorgehen mit der Begründung “Gefahr im Verzug” ausgesprochen bzw. sehr starke Schranken angelegt. Andererseits scheint es in Dresden wiederum einen ordentlichen Beschluss einer Richterin gegeben zu haben. Weiterhin ist der Pressemitteilung zu entnehmen, dass trotz Nachfragen des Betroffenen keine Zeugen benannt wurden, dass es keine Aufklärung gab etc. Ich hoffe, Theodor findet einen guten Anwalt, der sich dieser Sachen annimmt und dies aufklärt.

Ein sinnvoller Ansatz ist aus meiner Sicht, direkt gegen diese Seiten vorzugehen. Gerade anhand der publizierten Filterlisten versuchte die Organisation Carechild, die Seiten aus dem Netz zu entfernen. Sehr viele der Provider sperrten die Zugänge der Kunden. Warum also gibt es keine speziellen Abteilungen beim BKA, die dies veranlassen. Weiterhin stehen viele der Server in Deutschland. Somit hätten die Ermittlungsbehörden direkten Zugriff. Aber statt direkter Maßnahmen wirft man lieber wie oben Nebelkerzen oder baut eine Zensurinfrastruktur auf.

Speziell die Nachrichten des heutigen Tages hatten es in der Beziehung wirklich in sich. Frau von der Leyen behauptet, die Kinderpornographen würden Millionenbeträge verdienen. Danaben steht die Aussage, dass es einen dramatischen Anstieg gäbe und der Artikel im Spiegel spielt noch ein wenig mit Emotionen. Der Rechtsanwalt Udo Vetter hat seine Erfahrungen mit den Tätern beschrieben. Demnach ist es keinesfalls so, dass viel Geld damit verdient wird. Netzpolitik kommt bei der Betrachtung der Zahlen auf komplett andere Werte.

Ich habe das Gefühl, dass hier gezielt gegen Kritiker vorgegangen wird und das die Bekämpfung der wirklichen Verbrechen keineswegs im Vordergrund steht. Der Regierung scheint es um plakative Maßnahmen für den Wahlkampf zu gehen. Die damit ermöglichten Zensurmaßnahmen werden billigend in Kauf genommen. Momentan lächeln viele auf Länder wie China oder Iran herab. Doch wir sind auf dem besten Weg in genau diese Richtung. Daher sollten Umgehungstechniken wir Tor oder I2P gefördert werden, um auch in Zukunft ein freies Internet zu haben.

Wie ihr für die Projekte spenden könnt, lest ihr auf den entsprechenden Webseiten:

Weitere Artikel dazu:

I2P und Tor auf der Suche nach Sponsoren

Das Tor-Projekt hat kürzlich in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass ein Finanzbedarf von einer Million US-Dollar in den nächsten 12 Monaten besteht. Wer möchte, kann spenden. Die Entwickler von I2P haben die Meldung zum Anlass genommen, eine Kampagne für Spenden zu starten. Damit sollen 100 Dollar eingeworben werden. Die Spendenseite verrät, wie es geht.

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