Kochabend mit Flüchtlingen und Jenaer Einwohnern
Vor einiger Zeit diskutierte ich mit Freunden die Idee, einen Kochabend mit Flüchtlingen zu machen. Das heißt, wir besorgen gemeinsam das Essen und kochen dann landestypische Speisen. Dadurch lernen sich alle besser kennen, können sich unterhalten und essen. Dies war der Plan.
Heute war es nun soweit. Der erste Kochabend fand mit etwa 40 Personen aus Syrien, Irak, Afghanistan und Jena statt. Die erste Herausforderung war der Einkauf. Denn niemand von uns kocht üblicherweise für so viele Menschen. Wir waren recht gespannt, ob unsere Planungen stimmten.
Eine syrische Familie hatte sich bereit erklärt, ein Gericht zu kochen. Es gab eine Art Auberginenauflauf mit Hackfleisch, Zwiebeln und Tomaten sowie Reis. Die Zubereitung des Reises erregte einige Aufmerksamkeit. Denn dieser wurde zunächst mit Butter (Ghee) angebraten und erst dann in Wasser gekocht. Den Rest der Zubereitung habe ich nicht mitbekommen, da ich dann in Gesprächen und der Organisation verwickelt war.
Die Deutschen interessierten sich zumeist wie die Flüchtlinge hierher gekommen waren. Die meisten kamen über die so genannte Balkanroute. Das heißt, von der Türkei ging es über Mazedonien in Richtung Ungarn und dann nach Deutschland. Zwei Famillien legten den kompletten Weg zu Fuß zurück. Dabei wurden sie in Mazedonien aufgegriffen und wieder zurück an die griechische Grenze gebracht. Andere nahmen verschiedene Verkehrsmittel. Aber in der Regel gingen viele sehr lange Strecken zu Fuß.
Die Familie war ein ebenso wichtiges Thema. So wurde gern nach der Anzahl der Kinder gefragt. Einer meinte, dass die Deutschen so wenig Kinder hätten. Angeblich bestehen die Familien in seiner Region aus fünf und mehr Kindern. Er selbst hatte »nur« drei Kinder dabei und so fragte ich, wieviel Kinder er hat. Die Antwort schockierte mich. Denn er ist mit den drei Kindern geflüchtet. Zwei sind in Syrien geblieben, da diese derart starke Schussverletzungen haben, dass sie die Flucht nicht überstanden hätten. Sein größter Wunsch ist natürlich, beide Kinder mit nach Deutschland zu holen.
Aber viele haben auch in Deutschland leider keine Ruhe. So wurde erzählt, dass Deutsche vor die Füße arabischer Frauen gespukt haben. Dadurch sind viele verängstigt und trauen sich nicht aus dem Haus/Heim.
Bei den vielen Gesprächen verging die Zeit wie im Flug und es wurde zum Essen gerufen. Von allen Seiten war nur Lob zu hören. Der Reis wie auch der Auberginen-Hackfleisch-Auflauf schmeckte allen und wurde fast alle.
Nach dem Essen gab es für mich wieder ein Erlebnis, was mich zum Staunen brachte. Die Männer standen auf, räumten das Geschirr ab und reinigten die Tische. In Deutschland habe ich es noch nie erlebt, das ein Mann freiwillig aufgestanden wäre, um den oder die Tische abzuräumen. Bei den vielen helfenden Händen war in kurzer Zeit alles wieder in Ordnung.
Am Ende hatte ich den Eindruck, dass alle sehr glücklich über die Veranstaltung waren und es am liebsten schon morgen wiederholen möchten.
Vielen Dank an den QuerWege e.V. und den lokalen Aktionsplan Jena für die Unterstützung!