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Wer zensiert das Internet?

Bei dem Thema Internetzensur denken viele wahrscheinlich zuerst an Staaten wie China, Iran oder an arabische Länder. Jedoch die Diskussionen um Netzsperren und Filterlisten haben gezeigt, dass auch demokratische Staaten vor der Zensur nicht Halt machen. Foreign Policy hat eine Aufstellung von Demokratien, die Zensur einsetzen.

Die mir bekannten Kandidaten waren Australien und Frankreich. Bei letzteren tobt ja der Kampf gegen Filesharing (Stcihwort: Three strikes and you’re out). Ein bisher unbekannter Kandidat ist Indien. Dort werden politisch radikale Seiten und Terroristenwerkzeuge zensiert. Hierzu gehört dann unter anderem auch Google Earth:

When it was revealed that the terrorists responsible for the November 2008 Mumbai attacks used Google Earth to plan their assault, a prosecutor petitioned the Bombay High Court to block the popular site.

Der Artikel The List: Look Who’s Censoring the Internet Now hat alle Details.

Code optimieren

Erathostenes lehrt in Alexandria

Bislang konnte ich die Eulerschen Probleme mit einem naiven Programmieransatz lösen. Das heißt, die erste Idee, die mir in den Kopf kam, schrieb ich runter und bekam eine Lösung. Das zehnte Problem warf mir einen Stock zwischen die Beine. Erstmals musste ich mir Gedanken über die Optimierung des Codes machen.

Das zehnte Problem klingt erstmal ganz harmlos: Finden Sie die Summen aller Primzahlen, die kleiner als 2 000 000 sind.. Ha, das ist ja eine einfache Fingerübung:

sieb = [ i for i in xrange(2,2000000) ]
for i in xrange(2,2000000):
  for j in xrange(2,2000000):
    if i*j in sieb:
      sieb.remove(i*j)

Die Werte in sieb müssen dann nur noch addiert werden und fertig. Jedoch kam ich gar nicht soweit. Denn das Programm lief und lief und lief.

Zahlenkolonnen

Das brachte mich zum Nachdenken, woran das liegen könnte. Letztlich ist die Ursache offensichtlich. Denn der Code berechnet jedes Produkt. Dafür werden schon 2 000 000 * 2 000 000 = 4 000 000 000 000 Berechnungen durchgeführt. Wenn man von der (viel zu optimistischen) Variante ausgeht, dass jede Berechnung ein CPU-Zyklus ist, würde das Programm auf aktuellen Architekturen länger als eine halbe Stunde laufen. In der Realität lief es 15 Stunden. Wie lässt sich die Laufzeit nun verbessern?

Es ist recht offensichtlich, dass das Programm zuviel berechnet. Im ersten Schleifendurchlauf gibt es die Multiplikationen: 2*2, 2*3, 2*4, ..., 2*1999999 = 3999998. Beim zweiten Schleifendurchlauf: 3*2, 3*3, 3*4, ..., 3*1999999 = 5999997. Am klarsten fällt es im letzten Durchlauf auf: 1999999*2, 1999999*3, ..., 1999999*1999999 = 3999996000001. Die Berechnung 3*2 wurde schon im ersten Schritt (nur umgekehrt mit 2*3) durchgeführt. Hier wirkt das Kommutativgesetz. Also kann die Schleife im zweiten Durchlauf erst bei drei beginnen. Im dritten Durchlauf würde nach obigem Algorithmus 4*2, 4*3, 4*4 usw. berechnet werden. Verallgemeinert lässt sich also sagen, dass die Variable der zweiten Schleife genausogroß oder größer als die erste Variable sein muss. Dieser Schritt halbiert die Zahl der Berechnungen.

In der obigen Darstellung wird klar ersichtlich, dass das Programm nicht in jedem Fall bis zum Maximum von 2 000 000 laufen muss. Schon im ersten Durchlauf werden Werte über 2 000 000 berechnet. Das heißt, das Produkt i*j muss kleiner oder gleich 2 000 000 sein. Umformen nach j ergibt: j?2 000 000/i. Eine weitere oft genutzte Optimierung ist es, die erste Schleifenvariable nur bis ?2000000 laufen zu lassen.

Weiterhin fiel mir auch ein, dass man schon die initiale Liste nicht mit Zahlen von 2 bis 2 000 000 füllen muss. Denn es ist bekannt, dass alle Vielfachen von 2 sofort ausfallen. Man kann sogar soweit gehen, dass man nur Zahlen nach dem Muster 6*n-1 und 6*n+1 aufnimmt. Denn die Zahlen 6*n+0, 6*n+2 und 6*n+4 sind gerade und damit keine Primzahlen. Die Zahl 6*n+3 entspricht 3(2*n+1) und ist somit durch drei teilbar. Es verbleibt das obige Muster.

Theoretisch hätetn die obigen Anpassungen schon reichen sollen, um die Laufzeit unter eine Minute zu drücken. Jedoch lief das Programm immer nach weitaus länger. Nach einigem Stöbern fiel mir dann auf, dass in Python die Listenoperationen in und remove die Listen von Beginn an durchsuchen. Das bringt natürlich nochmal eine extreme Pessimierung der Laufzeit. Stattdessen sollte man hier Sets oder Dictionaries nutzen. Ich habe es mit Sets probiert und prompt lief das Programm schnell genug.

sieb = {}
for i in xrange(2, 2000000):
  sieb[i] = True
for x in xrange(2,int(math.sqrt(2000000))+1):
  if sieb[x] == True:
    for y in xrange(2000000/x, x-1,-1):
      t = x * y
      sieb[t] = False

Grundsätzlich lassen sich weitere Möglichkeiten der Optimierung ausdenken. Jedoch reichte mir das obige Ergebnis, um das Ziel zu erreichen. Wahrscheinlich benötige ich in späteren Aufgabe noch eine weitere Verbesserung.

China, wir kommen

Im Blog Datenschutzbeauftragter-online fand ich gerade das passende Zitat:

Wie können wir verhindern, dass deutsche Internetbenutzer auf ausländische Seiten gehen.

Kein weiterer Kommentar :-(

Nigeria-Spam über Flickr

Unter dem Namen Nigeria-Spam, Nigeria-Connection oder, wie es die Wikipedia formuliert, Vorschussbetrug kennt man üblicherweise eine Betrugsmasche. Dabei wird dem Empfänger eines Briefes oder einer E-Mail vorgegaukelt, dass der Absender eine Erbschaft erwartet oder an Gelder durch den Sturz eines Diktators kommt. Wenn man nun bei der Transaktion hilft, werden Anteile an dem Geld versprochen. Zum Start der Transaktion soll der Betroffene einen Geldbetrag überweisen. Bis auf einige ist den meisten klar, dass man den überwiesenen Geldbetrag nie wieder sieht.

Kürzlich hatte ich eine E-Mail mit dem Betreff [Flickr] Dr.Thomas James wants you to see something in meiner Mailbox. Der Absender behauptet, Krebs zu haben und sein Geld spenden zu wollen. Der Haken ist:

I once asked members of my family to give some money to charity organizations, they refused and kept the money. I have a huge cash deposit of Eighteen Million dollars with a finance House abroad. I will want you to help me collect this deposit and dispatch it to charity organizations. You will take out 20% of these funds for your assistance.

Weiter gab es einen Link auf eine Flickr-Seite. Dort sah man eine Person, die an diverse Maschinen angeschlossen war. Wahrscheinlich soll dies die Glaubwürdigkeit erhöhen.

Daraufhin informierte ich Flickr und einen kurzen Moment später kam die Meldung: .. We’ve scrubbed the Flickrverse of the spam and have terminated the account. Ich hoffe, dass so weniger Leute auf die Masche reinfallen.

Hausdurchsuchung bei Eigentümer von wikileaks.de

Mit welchem Argument wird seit Jahren das Recht auf freie Meinungsäußerung eingeschränkt? Richtig, wie auch in der aktuellen Diskussion, ist es Kinderpornographie. Seit mittlerweile fünfzehn Jahren beobachte ich immer wieder das gleiche Schema.

Das erste Mal fiel es mir im Fall des ersten Remailers, anon.penet.fi, auf. Der Betreiber Julf Helsingius stand damals auf der Titelseite des Observer und ihm wurde vorgeworfen für 90% der Kinderpornographie im Internet verantwortlich zu sein (Ich habe den Fall detailliert in meinem Buch “Anonym im Netz” beschrieben.). In den letzten Jahren kamen dann Betreiber von Tor-Servern, der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss und seit heute auch Besitzer von simplen Domainnamen hinzu.

Im aktuellen Fall bekam der Besitzer der Domain wikileaks.de Besuch von der Polizei. Seine Wohnungen in Dresden und Jena wurden von mehreren Beamten durchsucht und Computer beschlagnahmt. Was genau war das Vergehen? Ich versuchte auf diese Frage heute bei der Polizei in Jena sowie bei der Staatsanwaltschaft Dresden eine Antwort zu erhalten. Im Protokoll steht nur etwas von Verbreitung pornographischer Schriften. Das ist jedoch keineswegs ein Grund für eine Verletzung der Wohnung in der vorliegenden Form. Bei der Staatsanwaltschaft Dresden wurde mir lapidar mitgeteilt, dass die Pressestelle keine Sprechzeiten hat. Ich solle es an einem anderen Tag probieren. Von Seiten der Polizei bekam ich die Auskunft, die auch Heise meldet. Die Aussage war in etwa, dass es auf seiner Webseite Links zu kinderpornographischen Seiten gäbe und er sich somit der Verbreitung schuldig mache. Der interessierte Leser wird hier Parallelen zu den verschiedenen Sperren von wikipedia.de erkennen. Wie zuletzt Lutz Heilmann gibt es Leute, die einstweilige Verfügungen erwirken, in der Hoffnung etwas gegen die Inhalte der Wikipedia zu tun. Wie auch im Fall von Theodor Reppe hat die Domain jedoch nichts mit den Inhalten zu tun. Insofern ist es äußerst fragwürdig, inwieweit die Durchsuchung überhaupt berechtigt ist. Die diversen Kommentare in der Blogosphäre gehen auf diese Problematik genauer ein.

Doch inwieweit ist das ein Erfolg oder überhaupt ein sinnvoller Ansatz im Kampf gegen Kinderpornographie? Es wird ohne Aussicht auf irgendeinen Erfolg und aus meiner Sicht ohne begründeten Verdacht gegen eine Zivilperson vorgegangen. Und zwar gegen jemanden, der sich aktiv für freie Meinungsäußerung einsetzt:

Herr Reppe ist der Spender der Wikileaks.de Domain und betreibt einen Mirror der US Congressional Research Service Dokumentensammlung, ist allerdings ansonsten nicht operativ in Wikileaks involviert. Herr Reppe ist ausserdem Betreiber eines der populaersten deutschen Tor-Proxyservers

Kinderpornographie wird man hier eher nicht finden. Vielmehr dient solch eine Aktion eher der Einschüchterung, wie bereits in den oben angesprochenen Fällen der Betreiber von Tor-Servern. Außerdem stellt sich mir die Frage nach der Rechtmäßigkeit der kompletten Aktion. Das Bundesverfassungsgericht hat sich 2005 in einer Entscheidung gegen das Vorgehen mit der Begründung “Gefahr im Verzug” ausgesprochen bzw. sehr starke Schranken angelegt. Andererseits scheint es in Dresden wiederum einen ordentlichen Beschluss einer Richterin gegeben zu haben. Weiterhin ist der Pressemitteilung zu entnehmen, dass trotz Nachfragen des Betroffenen keine Zeugen benannt wurden, dass es keine Aufklärung gab etc. Ich hoffe, Theodor findet einen guten Anwalt, der sich dieser Sachen annimmt und dies aufklärt.

Ein sinnvoller Ansatz ist aus meiner Sicht, direkt gegen diese Seiten vorzugehen. Gerade anhand der publizierten Filterlisten versuchte die Organisation Carechild, die Seiten aus dem Netz zu entfernen. Sehr viele der Provider sperrten die Zugänge der Kunden. Warum also gibt es keine speziellen Abteilungen beim BKA, die dies veranlassen. Weiterhin stehen viele der Server in Deutschland. Somit hätten die Ermittlungsbehörden direkten Zugriff. Aber statt direkter Maßnahmen wirft man lieber wie oben Nebelkerzen oder baut eine Zensurinfrastruktur auf.

Speziell die Nachrichten des heutigen Tages hatten es in der Beziehung wirklich in sich. Frau von der Leyen behauptet, die Kinderpornographen würden Millionenbeträge verdienen. Danaben steht die Aussage, dass es einen dramatischen Anstieg gäbe und der Artikel im Spiegel spielt noch ein wenig mit Emotionen. Der Rechtsanwalt Udo Vetter hat seine Erfahrungen mit den Tätern beschrieben. Demnach ist es keinesfalls so, dass viel Geld damit verdient wird. Netzpolitik kommt bei der Betrachtung der Zahlen auf komplett andere Werte.

Ich habe das Gefühl, dass hier gezielt gegen Kritiker vorgegangen wird und das die Bekämpfung der wirklichen Verbrechen keineswegs im Vordergrund steht. Der Regierung scheint es um plakative Maßnahmen für den Wahlkampf zu gehen. Die damit ermöglichten Zensurmaßnahmen werden billigend in Kauf genommen. Momentan lächeln viele auf Länder wie China oder Iran herab. Doch wir sind auf dem besten Weg in genau diese Richtung. Daher sollten Umgehungstechniken wir Tor oder I2P gefördert werden, um auch in Zukunft ein freies Internet zu haben.

Wie ihr für die Projekte spenden könnt, lest ihr auf den entsprechenden Webseiten:

Weitere Artikel dazu:

Bücher beim Wordcamp zu gewinnen

Gerade sehe ich, dass nebenan im Wordcamp-Blog eine Buchverlosung läuft. Das beste Buch aller Zeiten ist natürlich auch mit dabei. :-) Neben Anonym im Netz könnt ihr noch das Twitter-Buch und Freie Kultur gewinnen. Wie bei andren Blogparaden müsst ihr nur einen Ping-/Trackback setzen oder im Blog einen Kommentar hinterlassen. Ich wünsche allen viel Glück bei der Verlosung!

I2P und Tor auf der Suche nach Sponsoren

Das Tor-Projekt hat kürzlich in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass ein Finanzbedarf von einer Million US-Dollar in den nächsten 12 Monaten besteht. Wer möchte, kann spenden. Die Entwickler von I2P haben die Meldung zum Anlass genommen, eine Kampagne für Spenden zu starten. Damit sollen 100 Dollar eingeworben werden. Die Spendenseite verrät, wie es geht.

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