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Ist Waterboarding Folter?

Demonstration

Ist Waterboarding Folter? Na klar! werden die meisten von euch jetzt einwenden. Wie kann der überhaupt so eine Frage stellen? Dann lest mal aufmerksam die Zeitung. Eventuell wird euch dort ein anderes Bild vermittelt.

Seit dem Aufkommen des Begriffs Anfang des letzten Jahrhunderts wird in Presseberichten Waterboarding als Folterinstrument genannt. Führt euch nur mal die Prozedur vor Augen. Eure Augen werden verbunden. Ihr liegt angeschnallt auf einer Bank. Anschließend bekommt ihr einen Lappen in den Mund gestopft und darauf fließt das Wasser. Mehr und mehr bekommt ihr das Gefühl, zu ertrinken. Berichte von Leuten, die das am eigenen Leib erlebt haben, lesen sich in aller Regel grauenvoll.

Das Instrument wurde erstmals von den Japanern im zweiten Weltkrieg eingesetzt und, wie hinlänglich bekannt ist, schreckten auch die Amerikaner davor nicht zurück. Seitdem Waterboarding (bzw. der vorher gängige Begriff) in der Presse diskutiert wird, stand dies im Zusammenhang mit Folter. Bis zum Jahr 2004 charakterisierte die New York Times Waterboarding in etwa 80% der Berichte als Folter. Die LA Times tat es sogar in 96% der Fälle.

Im Juni 2004 veröffentlichte die Zeitschrift Newsweek einen Artikel mit dem Titel A tortured debate. Darin wurde veröffentlicht, dass Waterboarding zu den Verhörmethoden im Irakkrieg gehört. Was passierte mit den Nennungen von Waterboarding in Verbindung mit Folter? Wissenschaftler der Universität Harvard haben dies untersucht. Ihr Bericht Torture at Times: Waterboarding in the Media (PDF, 290kB) sagt zur Situation ab 2004:

The New York Times called waterboarding torture or implied it was torture in just 2 of 143 articles (1.4%). The Los Angeles Times did so in 4.8% of articles (3 of 63).

Die USA Today hat im Zeitraum ab 2004 sogar nie von Folter bei Waterboarding gesprochen. Jetzt sind es eben erweiterte Verhörmethoden …

Das Beispiel zeigt, wie manipulativ (ob gewollt oder nicht gewollt) Medien sein können. Philly.com vertritt die Meinung, dass diese Nichtnennung des Folterbegriffes durch die Medien dazu führte, dass die US-Regierung ohne Bestrafung davon kam:

They were America’s leaders, they tortured, and they got away with it. And newspapers and other journalists drove the getaway car.

Anstatt political correct zu sein (und damit auf eine explizite Position zu verzichten), wäre es hier günstiger, sich auf den Menschenverstand zu verlassen. Denn ich glaube jeder der Leser wird Waterboarding für Folter halten. Zur Rolle der Medien kann ich euch den Klassiker von Noam Chomsky Manufacturing Consent ans Herz legen. Wer das Buch gelesen hat, dem wird wahrscheinlich vieles klarer.

NYTimes zu Ubuntu und GNU R

Die New York Times hat in den letzten Tagen zwei interessante Artikel zu Freie-Software-Projekten veröffentlicht. Der erste, Data Analysts Captivated by R’s Power stellt GNU R kurz vor und erzählt, was verschiedene Firmen damit machen. Der zweite Artikel, A Software Populist Who Doesn’t Do Windows, geht auf Ubuntu und Marc Shuttleworth ein. Ich finde beide recht kurzweilig und lesenswert.

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