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Fakten und Argumente zu Windkraftanlagen

Kürzlich unterhielt ich mich mit jemandem, der dem menschengemachten Klimawandel, sagen wir, skeptisch gegenüber stand. Im Rahmen der Diskussion kam eine Vielzahl von Argumenten gegen Windkraft und die Anlagen. Viele davon waren mir neu und ich suchte eine Seite, die mal alles auflistet. Bisher fand ich nur Einzelseiten. Daher will ich unten mal Argumente mit zugehörigen Fakten zusammentragen. Wenn ihr Argumente oder Gegenargumente kennt, die hier noch fehlen, schreibt sie mir bitte in die Kommentare. Ich nehme gern Neues auf.

Windkraftanlagen oder Windräder

Von Corradox - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61835510
Drei Phasen des Anlagenbaus (August 2017) Von Corradox - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Die Windräder, im Fachjargon Windkraftanlagen (WKA), sind weithin bekannt. Sie stehen auf einer Beton- oder Stahlsäule und haben große Rotoren. Der Wind treibt diese an und innen wird ein Generator angetrieben, der dann den Strom erzeugt. Das Grundprinzip erlernten wir bereits in der Schule.

Neben den weithin sichtbaren Bestandteilen haben die Anlagen ein Fundamant, welches für die passende Standsicherheit sorgen soll.

Eine WKA erbringt derzeit um 4 MW Ertrag. Damit lassen sich irgendwo zwischen 1.000 und 1.500 Haushalte mit Strom versorgen. Wenn man bedenkt, dass die Gemeinden in Deutschland im Schnitt zwischen 1.000 und 2.000 Einwohner:innen haben, würden also ein bis zwei Windräder pro Gemeinde reichen. :-)

Die Kosten für eine Kilowattstunde erzeugten Strom liegen bei 4 bis 8 ¢.

Das größte Windrad wurde kürzlich in Schipkau gebaut und wird derzeit getestet. Die Idee dazu stammte von Prof. Horst Bendix.

Der Artikel zu Windkraftanlagen und auch zu Windenergie in der deutschsprachigen Wikipedia gehen viel weiter in die Tiefe. Lest dort gern nach. Nun aber zum Realitätscheck.

 

Es gibt nicht das ganze Jahr über Wind.

Wind weht mal stärker und mal weniger stark. Die Bedenken hinter dem Argument sind, dass WKA eventuell mal keinen Strom erzeugen könnten, weil Windflaute herrscht.

Das ist natürlich nur der halbe Fakt. Denn es soll ja nicht ausschließlich Windenergie geben. Vielmehr spricht man von einem Energiemix. Das heißt, es kommt noch Solarenergie, Wasserkraft und mehr als erneuerbare Energien hinzu. Gerade wenn man Wind und Solar kombiniert, ergeben sich interessante Effekte.

Angebot von Wind und Solar im Durchschnitt von 1995--2015 aus

Das Argument ist für sich betrachtet also richtig, hat aber in der Realität keinen Belang, da es unterschiedliche, sich ergänzende Stroquellen genutzt werden.

Windkraft ist zu teuer

Im Detail geht es hier meist darum, dass Windkraft nur mit staatlicher Förderung oder ähnlichem existieren könne. Angeblich würde nur dies dies günstig machen.

Beispielhaft lässt sich die obige Pilotanlage betrachten, die in Schipka gebaut wurde. Diese kostet etwa 15 Mio. € und kann 8.000 Haushalte mit Strom versorgen. Die Laufzeit der Anlage ist für 20 Jahre geplant. Somit ergeben sich Baukosten von etwa 95 € pro Haushalt und Jahr.

Die Betreiber gehen davon aus, dass die effektiven Kosten mehrerer Anlagen als Windkpark bei etwa vier Cent pro kWh liegen. Das heißt, ein Windrad würde etwa eine Million € pro Jahr kosten.

In einem Interview mit dem Podcast Lage der Nation (LdN344) wies Robert Habeck darauf hin, dass es schon jetzt möglich ist, ohne Förderung WKAs zu errichten. Gerade bei energieintensiven Firmen lohne sich das. Das ist auch das Ergebnis verschiedener Wirtschaftlichkeitsberechnungen.

Windkraft ist also nicht teuer, sondern, ganz im Gegenteil, auch ohne Förderung eine günstige Variante der Stromerzeugung.

Der Wind wird gebremst

Wissenschaftler:innen umflogen im Rahmen des Projekts X-Wakes WKA über dem Meer. Dabei maßen sie, wie die Windräder den Wind beeinflussen. Noch 50 km weiter konnten sie ein abbremsen messen. Details findet ihr in der Studie In situ airborne measurements of atmospheric parameters and airborne sea surface properties related to offshore wind parks in the German Bight during the project X-Wakes. Also hier ist die Antwort klar ja.

Dieses Wissen wiederum hilft bei der Planung von Windparks. Wenn diese ungünstig angeordnet sind, kann das den Ertrag der im Windschatten liegenden deutlich beeinflussen.

Das Wetter wird beeinflusst

Manchmal statt Wetter auch behauptet, dass das Klima beeinflusst würde. Es ist schwerer, eine klare Antwort zu geben auf beide Fragen zu geben.

Auf der einen Seite kann man sagen, dass ein Windrad 86 g CO2-Äquivalente pro kWh ausstößt, während ein Braunkohlekraftwerk 1150 g ausstößt. Ähnliche Zahlen findet man auch für Steinkohle oder Erdgas. Das heißt, wenn diese Art von Kraftwerken gegen Windräder ausgetauscht würden, würde wesentlich weinger CO2 ausgeschüttet. Das hätte natürlich einen (positiven) Effekt auf das Klima.

Einzelne Windräder wiederum haben einen lokalen Einfluss. Sie schaufeln warme Luft nach unten. Dadurch kühlen sich die Flächen weniger ab.

Von diesen Effekten abgesehen, konnte kein Einfluss auf das Wetter gemessen werden. Je nachdem, mit welcher Intention die Frage gestellt wurde, kann die Antwort also immer etwas anders lauten.

Windräder sind laut

Bezüglich der Lautstärke gibt es zwei Punkte, die in Diskussionen angeführt werden. Einerseits ist es die Lautstärke, andererseits der so genannte Infraschall.

Direkt auf der Kanzel des Windrades sind es etwa 100 dB, also so laut wie in einer Diskothek oder wie ein Presslufthammer. Entfernt man sich nun 500 m, so sind es nur noch 40 dB. Das entspricht einem normalen Gespräch oder einem lauteren Kühlschrank.

Die Lage der Nation hat das in ihren Sendungen zu Windkraft 1 und 2 ebenfalls ausgemessen und die Werte bestätigt.

Gefährlicher Infraschall wird erzeugt

Oftmals wird eine Studie des BGR hier zitiert. Stefan Holzheu und Martin Hundhausen entdeckten jedoch Rechenfehler darin und die Werte waren viel zu hoch. Die Seite zu Windenergie und Infraschall hat viel mehr Informationen zum Thema. Insgesamt ist das jedoch eine Fehlannahme, das durch WKA gefährlicher Infraschall erzeugt werden würde.

Unmengen an Vögeln werden getötet

Angeblich ist Windkraft der Vogelkiller Nummer eins. In der Tat geht man davon aus, dass jährlich um die 100.000 Vögel in Deutschland durch WKA umkommen. Einerseits ist das im Verhältnis zu anderen Todesursachen wenig. So töten Scheiben, Autos und Katzen jeweils Millionen an Vögeln. Das heißt, wenn das Wohl von Vögeln den Menschen wirklich am Herzen läge, könnte man mit Maßnahmen bei den drei Hauptursachen deutlich mehr erreichen.

Dennoch ist jeder getötete Vogel einer zuviel. Daher wird bei den Genehmigungsverfahren darauf geachtet, dass die Anlagen nicht im Zuggebiet liegt. Aktuelle Forschung kommt nach meinem Eindruck auch zu dem Schluss, dass die Schätzungen über getötete Vögel zu hoch sind. Insgesamt werden Vögel durch Windkraftanlagen getötet. Aber dies ist bei Weitem keine Hauptursache.

Weiterhin wird Kameratechnik getestet, die Vögel in der Nähe erkennt und das Windrad sehr schnell stoppen kann. Dies scheint nach ersten Untersuchungen auch einen positiven Effekt zu haben.

Waldflächen werden vernichtet

Wenn man sich den Waldzustandsbericht anschaut, sind wohl WKA eher nicht das Problem. Durch den Klimawandel hat der Wald ein großes Problem. Laut DLR gab es auf einer Fläche von 5010 km² Baumverluste. Andererseits geht man davon aus, dass man mit WKA auf ca. 7140 km² den gesamten Strombedarf des Landes decken kann. Das heißt, mit dem bereits abgestorbenen Wald ließen sich fast drei Viertel des Bedarfs decken.

Im Allgemeinen dürfen Windkraftanlagen nur auf genehmigten Flächen aufgestellt werden und die Waldgesetze der Länder verlangen eine Aufforstung der gleichen Fläche. Damit wird kein Wald vernichtet, sondern an anderer Stelle wieder neu gepflanzt.

Hoher CO2-Ausstoß beim Bau

Es gibt Videos, die behaupten, dass Windkraftanlagen unglaublich viel CO2 ausstoßen und nahelegen, dass dies nichts fürs Klima bringt. Correctiv hat auf einer eigenen Seite die Zahlen nachvollzogen und bestätigt, dass diese ungefähr korrekt sind. Allerdings wird das CO2 meist schon innerhalb eines Jahres wieder eingespart. Das heißt, bereits nach dieser Zeit “lohnt” sich der Einsatz, da mehr CO2 gespart wird.

Sonstiges

Mittlerweile stieß ich auf eine Seite, die viele Fakten und Mythen sammelt. Hier könnt ihr gern weiterlesen:

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