Vom Verschwinden von Haystack
Im Juli 2009 betrat mit Haystack eine neue Anti-Zensur-Lösung die Weltbühne. Speziell für iranische Nutzer sollte eine Lösung geschaffen werden, mit der man vorbei an der staatlichen Firewall kommunizieren kann. Mich interessierte natürlich diese Lösung. Denn ein mehr an Programmen ist für die zensierten Nutzer auf jeden Fall hilfreich. Nach der Erstmeldung passierte jedoch nicht viel Neues. Das heißt, weder war Quellcode noch eine Beschreibung über die Funktionsweise verfügbar. Weiterhin verfolgen Zensoren genauso die Presse wie andere Leute. Wenn eine Software medial als Anti-Zensur-Lösung daher kommt, werden die Leute die Software schon von Anfang an im Blick haben. Die Erfolgsaussichten sind dann geringer. Daher beschloss ich zu warten.
Im Laufe der Zeit poppte immer mal wieder eine Meldung hoch. Aber es gab nichts wesentlich Neues. Anfang Juni 2010 kontaktierte mich ein Journalist und wollte etwas zu Haystack wissen. Ich teilte meine Bedenken mit und fragte bei diversen Leuten in der Szene nach. Die Antworten waren alle ähnlich gelagert. Im August gab es mehr Presseberichte und Kryptografen fragten bei dem Projekt nach Informationen. Auf einer Krypto-Mailingliste war dann zu lesen:
I emailed the author Austin Heap again yesterday to ask for some technical details. He responded and declined to provide any information.
At this point, I have seen no evidence that Haystack exists.
Die Kritik an Haystack ward immer lauter. Nach meinem Eindruck bekam niemand Einlick in die Software. Jewgeni Morozov äußerte in seinem Beitrag Hay-what? lautstark Kritik. Schließlich bekam Jacob Appelbaum dann die Möglichkeit, sich die Software tiefer anzuschauen. Das Ergebnis war eindeutig:
Haystack is the worst piece of software I have ever had the displeasure of ripping apart. [..]
Später entschuldigte er sich für die Wortwahl. Das Ergebnis blieb und so stoppte Haystack den Testlauf. Nun soll die Software von dritter Seite getestet und eventuell wieder freigegeben werden. Einige Stimmen sagen schon vorher, dass die Software für immer unter dem Tisch verschwindet, Falls sie wirklich so schlecht ist, wie Jake schrieb, ist das gut so. Diverse Alternativen existieren.
Foto von tfruechtenicht.
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