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Zur Unabhängigkeit von Tor

Ich hielt heute einen Vortrag zu verschiedener Zensurumgehungssoftware auf dem 29C3. Einen Teil meiner Worte nahmen Entwicklungen des Tor-Projektes ein. Ich erklärte kurz die Bridges und obfsproxy. Auf die Flashproxies verwendete ich einige Worte mehr. In der Fragerunde im Anschluss tauchte die Frage nach meiner persönlichen Rangliste auf. Insbesondere unter dem Fokus der Sicherheit und der Benutzbarkeit erwähnte ich dort Tor und damit zusammenhängende Software als die in der Praxis wirklich funktionierende Lösung.

Später auf Twitter gab es eine kleine Diskussion zur Unabhängigkeit von Tor. In der letzten Zeit taucht immer mal wieder das Argument auf, dass das Projekt von der USA gesponsort würde und daher kein Vertrauen genießen kann. Im dreizehnten Datenkanal über JonDonym diskutierte ich diesen Sachverhalt auch kurz.

Das Tor-Projekt präsentiert auf der Webseite unter anderen die Finanzreports. Dort findet man u.a. Aussagen zu den Geldgebern. Ein Großteil der Gelder kommt in der Tat von der US-Regierung, unter anderem zahlt das Verteidigungsministerium mehr als eine halbe Million US Dollar.

Auf Twitter fragte @sphericon nun, ob ich glaube, dass Tor neutral ist. Die Frage lässt sich verschieden beantworten. Allerdings unter dem oben geschilderten Vertrauenswürdigkeitsaspekt fällt die Antwort von meiner Seite recht eindeutig aus. Zum einen kenne ich einige der Tor-Entwickler persönlich und glaube, dass sie der Idee der Cypherpunks, von Redefreiheit etc. sehr verschrieben sind. Sie würden aus meiner Sicht eher die Entwicklung am Projekt einstellen, als Backdoors oder ähnliches einzubauen. Könnt ihr euch vorstellen, dass diesjährige Keynote-Speaker, Jacob Appelbaum, etwas in die Software einbauen würde, was entgegen seiner Überzeugung ist?

Das zweite, aus meiner Sicht überzeugendere, Argument ist: Tor ist Freie Software. Wer glaubt, dass Tor irgendwelche ungewünschten Features hat, kann sich in den Quelltext einarbeiten und versuchen, das zu finden. Ich glaube, die Presse würde einen derartigen Fund dankbar aufnehmen. Der eine oder andere mag sich noch an den Wirbel um JAP entsinnen, als die Crime-Detection-Funktion ruchbar wurde.

Weiterhin wäre es doch sinnvoll, wenn Tor Informationen über Finanziers verheimlichen würde. Stattdessen finden sich die Berichte auf der Seite. Man kann im Bugtracker nachvollziehen, was die Forderungen der Sponsoren sind und wie der aktuelle Stand ist. Viel mehr Transparenz ist kaum möglich.

Mit den oben genannten Punkten glaube ich in der Tat, dass Tor-Projekt neutral ist.

Letztlich habe ich in meinem Vortrag versucht, klarzumachen, dass die US-Regierung diverse Freedom-of-Speech-Projekte fördert. Nach meinen Informationen bewirbt sich Tor einfach um die Gelder und bekommt halt eine Bewilligung. Wenn die EU ähnlich einfach Gelder freimachen würde oder »politisch korrekte« Sponsoren Gelder spenden würden, so würde die Verantwortlichen bei Tor sicher lieber diese Gelder entgegennehmen.

Daher bin ich nach wie vor überzeugt, dem Tor-Projekt vertrauen zu können und warte auf stichhaltige Argumente, die das Gegenteil belegen können. ;-)

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Ich habe gestern behauptet, TOR würde von der USA finanziert, das aber nicht bewiesen. Also trage ich das jetzt nach http://t.co/eKRuArGc27

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RT @NewWave79er: Ich habe gestern behauptet, TOR würde von der USA finanziert, das aber nicht bewiesen. Also trage ich das jetzt nach http:…

Kommentare

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loxiran am :

Siehste mal, ich hab deinen Blog schon länger im Reader, den Vortrag auf dem 29C3 von dir hab ich auch gesehen, aber erst jetzt konnte ich beides zuordnen. ;-)
War ein kleiner Aha-Moment.

Zum Blogpost: FULL ACK.

Grüße und guten Rutsch!

Georg am :

Die Software wird schon seit Ewigkeiten von einem sehr kritischen Nutzerkreis mit einer hohen Zahl an Programmierern genutzt. Von daher halte ich Backdoors in der Software auch für sehr unwahrscheinlich. Ggf. könnte man ja auch mit Tools wie Wireshark nachprüfen, wohin Tor abgesehen der angezeigten IPs der Nodes telefoniert.

Viel wahrscheinlicher ist, das einige TOR-Nodes vom US-Staat betrieben werden. Aber man kann sich ja auch auf Nodes aus Staaten wie Island, Lettland, Vietnam etc. beschärnken, die Auswahl ist für eine hohe Anonymität immernoch ausreichend.

Von daher: Eine tolle Software ,deren Macher meinen vollen Respekt verdienen. Und jeder Euro den die dem Staat aus der Tasche ziehen geht nicht für Waffen drauf, super!

Jens Kubieziel am :

Wenn Tor wirklich Böses im Schilde führen würde und die Macher es gut anstellen, so hilft dir Wireshark nicht unbedingt. Unter dem Namen Bit Smuggling (Bits schmuggeln) gibt es Techniken, wie sich quasi unerkannt für den Beobachter kommunizieren lässt.

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