Jemen erkunden und fast ertrinken
Am Dienstag standen einige offizielle Treffen an. Zuerst traf ich mit den Verantwortlichen des Yemen Journalist Syndicate zusammen, um einige Einzelheiten und Planungen der nächsten Tage zu besprechen. Danach ging es dann weiter zu einer Veranstaltung von Article 19. Dabei ging es um die Schaffung eines Informationfreiheitsgesetzes (Freedom of Information Act). Leider habe ich nur die Hälfte verstanden. Aber ich glaube, es gibt da einen Gesetzentwurf, der den Journalisten nicht zusagt. In der Diskussion engagierte sich Abdulkarin Al-Khawaini besonders stark. Er wurde letztes Jahr zu sechs Jahren Gefängnis wegen terroristischer Umtriebe verurteilt und vorher mehrfach geschlagen bzw. misshandelt. Seine Probleme begannen wohl damit, dass er über die Töchter des Präsidenten berichtete. So wurde auch kritisiert, dass der Präsident in einer abgeschotteten, eigenen Welt lebt. Keiner darf über ihn berichten. Falls doch, gibt es die obigen Probleme.
Interessanterweise war auch ein Vertreter des Parlamentes zugegen. Er forderte die Journalisten auf, sich doch mehr zu beteiligen, damit sich bei dem angesprochenen Gesetz und auch generell etwas ändert. Allerdings warf er den Leuten auch vor, mit ihren Forderungen Handlanger der Israelis zu sein bzw. sich nur an Israel annähern zu wollen.
Dies war jedenfalls das, was ich aus der Übersetzung verstand. Ich hoffe, das entspricht auch dem wirklich gesagten.
Al-Khawaini war trotz (oder gerade wegen?) seiner Erlebnisse keineswegs vorsichtig mit seinen Worten. Er griff die Regierenden überaus scharf an. Später beim Mittag meinte er dann, dass er nichts zu verlieren hätte. Seine Hände sind gebrochen worden. Er wurde geschlagen etc. Viel schlimmeres kann man mit ihm nicht mehr anstellen. Daher hat er keine Angst mehr.
Pünktlich 14 Uhr fiel wieder der Hammer. Wir machten uns auf in Richtung Old Sanaa für Sightseeing. Ausgehend vom Bab Al-Jemen durchquerten wir die engen Gassen, liefen an diversen Geschäften vorbei und versuchten dabei, nicht von Motorrädern überfahren zu werden.
Schließlich kamen wir am Kanal an, der in der Trockenzeit eine der Hauptstraßen durch die Stadt ist. Von dort aus ging es weiter zum Arabia Felix. Das Hotel ist ein klassischer Lehmbau. Die Zimmer sind mit Bett, Sitzflächen und teilweise auch mit Fernseher und Telefon ausgestattet. Letztere kamen erst in den letzten zwei Jahren in die Zimmer. Ich fand die Atmosphäre sehr angenehm. Trotz großer Hitze war es innen kühl. Vom Dach des Hotels bekam ich dann einige Impressionen zur Stadt.
Mittlerweile sah es immer mehr nach Regen aus. Also machten wir uns zurück zum Auto und wollten zur neu erbauten Moschee fahren. Unterwegs begann dann der Wolkenbruch. Wir waren in oben angesprochenen Kanal unterwegs und ich hatte schon gehört, dass dort in der Regenzeit immer mal wieder Autos weggespült werden. Schon nach wenigen Minuten normalen Regens konnte man zusehen, wie sich die Straße immer mehr mit Wasser füllte. Glücklicherweise fanden wir eine Abfahrt. Denn kurz darauf brach der Wolkenbruch los. Später las ich, dass einige Häuser eingestürzt waren und auch zwei Kinder kamen zu Tode. Einen ähnlichen Regenfall gab es bereits 2008. Dort wurden jedoch wesentlich mehr Häuser zerstört.
So kehrte ich dann wieder zum Hotel zurück und beobachtete die Regenfälle aus dem Fenster. Später klärte es sich wieder auf und bis zum Einbruch der Dunkelheit war die Straße vor meinem Hotel abgetrocknet.
Comments
Display comments as Linear | Threaded