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Vorstellung des Tätigkeitsberichts des Datenschutzbeauftragten

Der Thüringer Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (TLfDI), Dr. Lutz Hasse, stellte heute seinen Tätigkeitsbericht für 2014 und 2015 vor. Ich war zu der Veranstaltung mit eingeladen und will die Veranstaltung aus meiner Sicht zusammenfassen.

Derzeit arbeiten im TLfDI 20 Personen und zwei, die von anderen Ämtern abgeordnet wurden. Bei den beiden handelt es sich um einen Lehrer und eine Polizistin. Herr Dr. Hasse ist Vorsitzender des Arbeitskreises Datenschutz und Bildung der Datenschutzbeauftragten. In diesem Rahmen hilft der abgeordnete Lehrer. Insbesondere das Thema Medienkompetenz liegt dem TLfDi am Herzen. Auch die Hauptkommisarin ist in die tägliche Arbeit der Behörde eingebunden. Somit gewinnt sie einen Einblick und kann das später in der Polizei den dortigen Kollegen weitergeben.

Der Tätigkeitsbericht ist über die Jahre immer weiter gewachsen. Als Herr Hasse in das Amt gewählt wurde, gab es lediglich einen fingerdicken Bericht. Die heutige Ausgabe kam in zwei Bänden mit über 1300 Seiten Umfang. Die Bücher sind in den Bericht zum nicht-öffentlichen Bereich (private Firmen, Vereine etc.) und zum öffentlichen Bereich (Behörden, Gemeinden etc.) getrennt.

Im nicht-öffentlichen Bereich hat das TLfDI die Möglichkeit, Beanstandungen und Bußgelder auszusprechen. Davon machte die Behörde reichlich Gebrauch. Die Zahl der Beanstandungen verdreifachte sich im Vergleich zum vorigen Zeitraum und aus ursprünglich weniger als 500 € Bußgeldern wurden im neuen Zeitraum 5.300 € Bußgeld. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung fanden weniger Kontrollen bei Firmen statt.

Insgesamt versucht das TLfDI einen Blick auf zukünftige Gefährdungen zu haben. So spielten in der Veranstaltung SmartTV, Spielzeugpuppen mit eingebautem Mikrofon und WLAN wie auch Datenschutz in (selbstfahrenden) Autos eine Rolle. Die Datenschützer sind an diesen Themen dran und versuchen sich dazu eine Meinung zu verschaffen.

Wie schon im letzten Bericht spielt die Videoüberwachung in verschiedener Form eine große Rolle. Der aktuelle Bericht enthält mindestens 84 Fälle zur Videoüberwachung. Auch in Zukunft wird der Bereich eine große Rolle spielen. Nach einem Urteil des europäischen Gerichtshofs fallen wohl nahezu alle Kameras (auch privat betriebene) unter das Bundesdatenschutzgesetz. Damit sind diese beim TLfDI zu melden. Die Behörde versucht, ein Register einzurichten und dann sollen Kamerabetreiber deren Kameras dorthin melden. Weiterhin sind Dashcams (Kameras in Autos), Helmkameras und Kameradrohnen im Blick. Auch hier könnte es zu einer Registrierungspflicht kommen.

Weiterhin kam das Aktenlager in Immelborn zur Sprache. Dort wurde ein Berg von zum Teil sensiblen Akten in einer Fabrikhalle gefunden. Der ursprüngliche Betreiber des Lagers war nicht mehr aufzufinden und eigentlich hätten die Akten an die Besitzer zurückgehen müssen. Herr Hasse bat damals die Polizei um Amtshilfe, die aber nicht gewährt wurde. Das TLfDI klagte daraufhin. Später fand sich dann doch eine Firma, die die Räumung des Lagers übernahm. Der ganze Vorfall wird mittlerweile von einem Untersuchungsausschuss im Landtag betrachtet. Herr Hasse erzählte heute, dass im Rahmen des Ausschusses festgestellt wurde, dass der Polizeipräsident in der Tat Unterstützung leisten wollte. Das Amt hatte 10 Leute für ca. zehn Tage beantragt. Das Innenministerium fragte jedoch bei der Polizei 100 Leute für einen Monat an. Ein Schelm, wer Böses denkt. Dennoch war die Polizei zur Unterstützung bereit. Aber das Innenministerium pfiff die Polizei dann wohl zurück.

Im Bereich Gesundheit wurde auf ein Forum verwiesen, an das sich Krankenhäuser wenden können. Die Idee ist, dass ein Krankenhaus eine Datenschutzfrage stellen kann. Diese ist anonymisiert und das TLfDI beantwortet diese, ohne auf das Haus schließen zu können. Das Angebot wird gut angenommen und hat viele Abrufe.

Daneben erzählte Herr Dr. Hasse noch die Geschichte von Krankenakten, die an seine Heimadresse geschickt wurden. Als er den Brief öffnete, waren Krankenakten enthalten. Einen Tag später gab es eine weitere »Lieferung«. Daraufhin wandten sie sich an das betreffende Krankenhaus. Dort gab es eine Mitarbeiterin, die nach dem Namen eines Arztes im Internet suchte und auf die Adresse des Datenschützers stieß. Sie schickte die Akten dann ohne weitere Prüfung an den Datenschützer. :-)

Im öffentlichen Bereich scheinen öffentliche Sitzungen von Stadt- und Gemeinderäten ein Dauerbrenner zu sein. Dort werden immer wieder personenbezogene Daten genannt, obwohl diese in nicht-öffentlicher Sitzung diskutiert werden sollen.

Insgesamt war dies eine sehr interessante und aufschlussreiche Veranstaltung. Ich habe jetzt Lesestoff für die nächste Zeit in der Hand. ;-)

Neues TLS-Zertifikat

Der Webserver hat seit heute ein neues Zertifikat. Ich bin jetzt von CAcert auf Let’s Encrypt umgestiegen. Bei den Übernauten ist die Einrichtung sehr einfach. Nachdem die Befehle uberspace-letsencrypt, letsencrypt certonly und uberspace-prepare-certificate eingegeben wurden, war alles fertig.

Wenn ihr das Zertifikat prüfen wollt, hier ist der SHA-256-Hash:

B8:8A:B3:34:0E:5F:97:6A:88:F0:A7:E7:91:73:F4:50:42:29:0A:73:07:54:68:2D:96:EB:36:29:BB:FC:58:A8

Hatten die Dokumente von Snowden einen Einfluß auf Jihadisten?

Hier, wie auch in Zeitungen, gilt die Regel, wenn der Titel eine Frage enthält, ist die Antwort nein. :-)

Die längere Antwort: Flashpoint Global Partners machen Eigenwerbung, dass sie das Dark Web beleuchten und Auskünfte zu Jihadisten bieten können. Im letzten Jahr haben sie sich angeschaut, ob sich die Verwendung von Verschlüsselungswerkzeugen bei Jihadisten seit den Veröffentlichungen von Snowden geändert hat (komplettes PDF). Dazu haben sie das Dark Web abgegrast und versucht, Hinweise zu finden.

Die Firma schaute sich die Veröffentlichungszyklen von entsprechender Software (Mujahedeen Secrets, Asrar al-Dardashah etc.) an. Nach Snowden gab es nicht mehr oder häufigere Veröffentlichungen als vorher. Weiterhin suchten sie nach bestimmten Schlagworten (Verschlüsselung, Name der Software etc.). Hier gingen die Diskussionen nach Snowden entweder zurück oder blieben gleich.

Daher geht die Firma davon aus, dass Snowden keinen oder nur geringe Effekte auf den Einsatz von Verschlüsselung durch Jihadisten hat.

Spam-3.7688

In meiner Inbox fand ich heute dieses nette Stück Spam:

<html>                                                                                                             
<head><title>401 Authorization Required</title></head>                                                             
<body bgcolor=“white”>                                                                                             
<center><h1>401 Authorization Required</h1></center>                                                               
<hr><center>nginx/1.2.1</center>                                                                                   
</body>                                                                                                            
</html>

 

Wenn man das HTML interpretiert, kommt dann sowas raus:

401 Authorization Required


nginx/1.2.1

Ich verstehe nicht, warum man sowas als Spam in die Welt hinaus schickt. Die Nachricht wurde von einer IP-Adresse aus Südafrika eingeliefert. Neben der From:-Adresse hat der Spammer keine weiteren Header-Zeilen übermittelt. Vielleicht wollte derjenige einfach, dass ich das blogge. :-)

Bericht der UN zu Verschlüsselung und Anonymität

Der UN-Berichterstatter für die freie Meinungsäußerung (freedom of expression), David Kaye, hat heute den Report on encryption, anonymity, and the human rights framework veröffentlicht. In dem Bericht geht es um zwei Fragen:

  1. Wird verschlüsselte und/oder anonymisierte Onlinekommunikation durch das Recht auf Privatsphäre und die Redefreiheit geschützt?
  2. Wie können Regierungen diese Rechte gegebenenfalls einschränken.

Das Dokument ist im DOC-Format auf der Seite zu finden. Ich habe auch eine Variante als PDF auf meiner Seite abgelegt.

Das Dokument beginnt mit ein paar einleitenden Worten und diskutiert dann Sicherheit sowie Privatsphäre in digitalen Medien. Die Kapitel 3 (Encryption, anonymity and the rights to freedom of opinion and expression and privacy) und 4 (Evaluating restrictions on encryption and anonymity) beschäftigen sich dann detaillierter mit den obigen Fragen. Das fünfte Kapitel hat dann Schlussfolgerungen und Empfehlungen an Staaten sowie verschiedene Organisationen.

Vom ersten Überfliegen bietet der Report einige wichtige Aussagen. So wird anerkannt, dass Verschlüsselung wie auch Anonymisierung wichtige Werkzeuge sind, um das Recht auf freie Meinungsäußerung ausüben zu können.  Staaten wird nahegelegt, entsprechende Gesetze auf den Weg zu bringen und die Diskussion nicht immer nur im Hinblick auf möglichen Missbrauch (Stichwort: Terrorgefahr) zu führen. So steht in Absatz 59:

States should promote strong encryption and anonymity. National laws should recognize that individuals are free to protect the privacy of their digital communications by using encryption technology and tools that allow anonymity online. Legislation and regulations protecting human rights defenders and journalists should also include provisions enabling access and providing support to use the technologies to secure their communications.

Aber auch Firmen und private Unternehmen sollen Verschlüsselung und sichere Kommunikation fördern!

Nach dem ersten Überfliegen habe ich den Eindruck, dass das ein sehr interessantes Dokument ist. Wir sollten es inbesondere diversen Politikern als Bettlektüre mitgeben.

Lenovo-Laptops mit SuperFish-AdWare

Die aktuellen Nachrichten über Wanzen in Festplatten oder geknackte SIM-Karten hören sich auf der einen Seite sehr bedrohlich an, auf der anderen Seite werden viele dies abtun, als Verschwörungstheorie oder »Betrifft-mich-nicht«. Doch dann war von Barbies zu lesen, die alles mithören und ins Internet übertragen und Samsung warnt, vor seinen Fernsehgeräten nichts Privates zu erzählen. Im letzteren Fall werden die Daten im Klartext übertragen und damit kann jeder mithören, was vor dem gerät erzählt wird. Der große Lauschangriff mal ganz anders.

Ansicht des Zertifikats im Zertifikatsmanager
Detailansicht des Zertifikats von Chris Palmer (@fugueish)
Lenovo reiht sich nun ebenfalls in die Liste der Hersteller ein, die offensichtlich wenig auf die Privatsphäre der Käufer geben. Verschiedene Medien (The Next Web, Forbes, Heise, ZEIT Online, Golem u.a.) meldeten, dass Lenovo auf Laptops die Software SuperFish Visual Discovery vorinstalliert. Dies ist Adware, d. h. sie blendet Werbung auf Webseiten ein. Dies wird dadurch bewerkstelligt, indem ein Schnippsel JavaScript geladen wird und die unerwünschten Inhalte überträgt. Doch damit gaben sich die Hersteller der Software nicht zufrieden. In die vorab installierten und damit vertrauenswürdigen Zertifikate wurde auch ein Zertifikat eingefügt. Immer wenn nun eine verschlüsselte, sichere Webseite besucht wird, kommt das Zertifikat nicht von der ursprünglichen Webseite, sondern von der SuperFish-Software. Damit kann die Software den verschlüsselten Datenverkehr mitlesen und diese Daten auch manipulieren. Dieser so genannte Man-in-the-Middle-Angriff ist eine klassische Angriffstechnologie und dient in der Regel nicht guten Zwecken.
Code zur Installation des Zertifikats
Code, der versucht, das Zertifikat in verschiedenen Browsern zu installieren (via @supersat)

Die EFF beobachtet seit längerem den Status von Zertifikaten mit dem SSL Observatory und meldete, dass sie in dem Datensatz 44.000 dieser SuperFish-Mitm-Zertifikate fanden. Das Bild links zeigt ein wenig Quellcode. Demnach versucht die Software ihr Zertifikat in verschiedene Browser zu importieren. Das erklärt auch, warum u.a. auch Firefox betroffen ist. Denn im Gegensatz zu Google Chrome nutzt dieser nicht die Zertifikatsverwaltung von Windows.

Robert Graham hat neben anderen Forschern das Zertifikat aus der Software extrahiert und in kurzer Zeit das Passwort ermittelt (Das Passwort »komodia« liefert dann auch den Hinweis auf den Komodia SSL Digestor). Wie er schreibt, benötigte er keine Spezialkenntnisse. Ein geschickter Angreifer kann dies ebenfalls tun. Damit lässt sich dann auch für Dritte sämtliche verschlüsselte Kommunikation brechen. Aber der Superfish Software scheint auch der Status fremder Zertifikate egal zu sein. In einer Diskussion auf Hacker News berichtete jemand, dass die Software beliebige (auch ungültige) fremde Zertifikate akzeptiert. Ähnliches geht auch mit fakehost.lenovo.com oder CanIBesuperFished.com. Insgesamt reißt die Software damit ein riesengroßes Loch in die Sicherheit der Rechner. Mich erinnerte das spontan an den Fall von Sony, die auch Malware auf die Rechner installieren.

Was lässt sich nun gegen die Infektion tun? Die Software selbst ist in der Liste der installierten Programme von Windows zu finden und kann dort einfach deinstalliert werden. Allerdings bleiben eine Reihe von Einträgen in der Registry und das Zertifikat noch erhalten. Hier ist dann Handarbeit angesagt. Dazu müsst ihr den certmgr von Windows öffnen und das Zertifikat entfernen. Bei der EFF gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie das zu tun ist.

Lenovo hat mittlerweile reagiert und einerseits ein schönes Statement bei Twitter abgegeben:

Daneben gibt es eine Veröffentlichung, die den Vorfall klar als Vulnerability mit hohem Impact benennt. Die Veröffentlichung hat auch eine Liste der Produkte, die betroffen sind.

Daten treiben Blüten

Update: Das Projekt scheint nicht mehr zu existieren. Github hat noch den Quellcode.

Datenblume von kubieziel.de
Datenblume von kubieziel.de

Ich plane gerade eine Reise nach Spanien. Diese fällt in die Zeit des Fallas-Fests. Neben imposanten Figuren sind in der Stadt auch viele Taschendiebe zu finden. Doch mit welchen Bildern könnte ein Bericht zu den Dieben unterlegt werden? Ich vermute, vielen von euch fällt gleich etwas dazu ein. Ein Hand in der Tasche, eine leere Tasche mit entsprechendem Gesicht des Besitzers und vieles andere sind so Motive. Doch was ist, wenn jemand eure Daten »klaut« bzw. wenn ihr die weitergebt ohne es zu wollen? Dann wird es mit einer ansprechenden Darstellung schon schwieriger.

Bei Wired ist gerade wieder ein Versuch zu bewundern: die Datenblumen. Ihr könnt auf der Webseite eine URL eingeben. Dann wird die Webseite analysiert und eine Grafik ausgegeben. Je kleiner die Blume ist, desto besser ist es. Außerdem sollten alle aufgerufenden Dateien in einem Kreis liegen. Das bedeutet, dass alles vom selben Webserver kommt. Die Datenblume von kubieziel.de ist so ein Beispiel.

 

 

Datenblume von Jenapolis
Datenblume von Jenapolis
Datenblume der OTZ
Datenblume der OTZ

 

Bei den Datenblumen von Jenapolis und der Jena-Ausgabe der OTZ sieht das Bild schon ganz anders aus. Dort eröffnen sich weitere kleine Kreise. Das bedeutet, dass andere Inhalte geladen werden und eure Daten, die der Browser übermittelt, auch an die Drittseiten gehen.

Die Webseite erklärt die Struktur der Blumen. Probiert es einfach selbst aus.

Einen ähnlichen Ansatz gibt es auch als Plugin für den Firefox. Lightbeam zeigt über den Verlauf einer Sitzung an, wo Daten hingeschickt werden. Gerade weil dort auch der Verlauf abgebildet wird, finde ich den Ansatz noch interessanter. Meist ist es recht schockierend zu sehen, wie mit wenigen Seitenaufrufen eine große Menge an unerwünschten Drittseiten aufgerufen wird.

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