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Eine Auskunft nach der DS-GVO bitte

Viele von euch werden Ende Mai viele E-Mails erhalten haben. Firmen wollten unbedingt Informationen über deren hervorragenden Datenschutz loswerden und in einigen Fällen wurde dazu aufgerufen, in irgendetwas einzuwilligen. Doch ging es euch auch so, dass da Firmen dabei waren, von denen ihr noch nie gehört habt?

Mir ging es so. Ich bekam einige E-Mails von Firmen, die ich nicht kenne und wo ich mich nicht erinnern kann, mit denen in einer Beziehung zu stehen. Ein Blick in die Datenschutz-Grundverordnung zeigt, dass es da ein wichtiges Recht für mich als Bürger gibt: das Auskunftsrecht.

Also werde ich das jetzt mal anwenden. Mit dem untenstehenden Muster schreibe ich die Firmen an und bitte um Auskunft. Falls ihr mögt, könnt ihr dies ebenfalls verwenden. Das lässt sich aber auch noch erweitern bzw. anpassen.

Sehr geehrte Damen und Herren,


die untenstehende E-Mail erreichte mich auf meiner persönlichen E-Mail-Adresse <FOO@example.com>. Nach Art. 15 DS-GVO habe ich ein Auskunftsrecht über meine personenbezogenen Daten.


Bitte teilen Sie mir daher gemäß Art. 15 Abs. 1 DS-GVO mit, ob Sie personenbezogene Daten verarbeiten und geben Sie ggf. Auskunft über diese Daten. Insbesondere möchte ich Sie bitten, mir die folgenden Informationen mitzuteilen:

  1. Welche Daten über meine Person sind bei Ihnen gespeichert oder werden durch Sie verarbeitet?
  2. Zu welchem Zweck wurden diese Daten verarbeitet?
  3. Welchen Empfängern oder Kategorien von Empfängern wurden meine personenbezogenen Daten offengelegt?
  4. Sofern die personenbezogenen Daten nicht bei mir erhoben wurden, geben Sie mir bitte alle verfügbaren Informationen über die Herkunft der Daten.
  5. Falls meine personenbezogenen Daten an ein Drittland oder eine internationale Organisation übermittelt wurden, bitte ich Sie, mir mitzuteilen, welche Garantien gemäß Art. 46 DS-GVO vorgesehen sind.

Gemäß Art.15 Abs. 3 DS-GVO bitte ich um eine Kopie der personenbezogenen Daten, die Gegenstand der Verarbeitung sind.


Ich bitte Sie, mir diese Auskunft unverzüglich zu erteilen. Sollte ich binnen eines Monats nach Versand dieser E-Mail keine Rückmeldung erhalten, werde ich mich an die zuständige Aufsichtsbehörde wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Der oben zitierte Art. 15 bietet noch das Recht auf mehr Informationen. Die in dem oben genannten Schreiben sind mir aber die wichtigsten Punkte. Daher habe ich das etwas eingekürzt.

Wenn ihr den Brief ebenfalls verwendet, würde ich mich über eure Erfahrungen freuen. Ich werde ggf. ebenfalls interessante Begebenheiten bloggen.

Wer ist hinter APT3?

Habt ihr schon mal von APT3 oder Gothic Panda oder Buckeye gehört? Oder sagen euch die Operationen Double Tap oder Clandestine Fox etwas?

Zugegeben sind die Aktionen aus dem Jahr 2014 und damit schon etwas älter. Die Gruppe, die als APT3, UPS, Gothic Panda, Buckeye etc., bekannt ist, ist schon weit älter. Das Unternehmen FireEye berichtete bereits im Jahr 2010 zum ersten Mal darüber.

Die Operation Double Tap bestand aus einer Phishing Mail, die Leute zu einer Mitgliedschaft in einem Playboysclub einlud. Wer dann auf den Link in der Mail klickte, gelangte auf eine Webseite, die einen Exploit ausnutzte. Dieser installierte letztlich eine Schadsoftware auf dem Rechner und diese kommunizierte mit einem Server. FireEye hat mehr Details zu der Operation. Die Operation Clandestine Fox war ähnlich interessant.

Nun fragen sich viele, wer eigentlich hinter der Gruppe steckt. Wenn man aktuelle Pressemitteilungen liest, so ergibt sich der Eindruck, dass es immer entweder russische oder chinesische Angreifer sind. Im Falle von APT3 gibt es noch ein paar mehr Hinweise:

  • Die Domainnamen müssen von einer Person registriert werden. Dabei wurde die E-Mail-Adresse mxmtmw@gmail.com angegeben. Ausgehend davon gelang es, eine Person mit dem Namen Wu Yingzhou zu ermitteln. Die Seite https://intrusiontruth.wordpress.com/2017/05/02/who-is-mr-wu/ hat alle Details dazu.

  • Auch bei einer zweiten Domain spielte eine andere E-Mail-Adresse eine wesentliche Rolle. Die Forscher konnten die Person Dong Hao ermitteln.

  • Beide Personen sind Eigentümer der Firma Boyusec. Diese Firma wiederum ist Auftragnehmer des Ministeriums für Staatssicherheit in China.

Das ist doch ein recht klarer Hinweis, dass Boyusec hinter APT3 steckt. Dies folgt einem Trend. Denn viele Dienste lagern die Aufgaben an Privatfirmen aus.

TLS-Bingo -- Wer bietet mehr?

Ich hatte heute den verwegenen Plan und wollte die Webseite des sächsischen Landtages per HTTPS aufrufen. Der Browser stoppte mich und zeigte eine schöne Fehlermeldung:

Edas
Fehlermeldung zum Zertifikat von edas.landtag.sachsen.de

Also dem Zertifikat traut der Browser nicht. Außerdem fehlen dem weitere Bestandteile. Das Zertifikat ist eigentlich für eine andere Domain und schon längst abgelaufen.

Hier frage ich mich, ob jemand schon mal eine Liste von Zertifikatsfehlern gesehen hat, die länger ist, als die obige. :-)

Kryptografie mit Barbie

Das wunderbare Projekt »Chaos macht Schule« des CCC versucht, Medienkompetenz und Technikverständnis von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Verschlüsselung gehört mit in diesen Bereich und Bruce Schneier wies kürzlich auf ein Gerät hin, das in jedes Kinderzimmer gehört. ;-)

Von Mattel gibt es eine Schreibmaschine für Kinder, die eine einfache Verschlüsselung beherrscht. Das Modell E-118 wird von der slowenischen Firma Mehano hergestellt. Mittels der Tastenkombination Shift-Lock und 1, 2, 3 oder 4 wird die Verschlüsselung aktiviert. Die Nachricht kann dann über die Tastatur eingegeben werden und die Maschine druckt den Geheimtext aus. Die Schreibmaschine führt dabei eine einfache Ersetzung (Substitution) aus. Aber für einen Einstieg in die Welt der geheimen Kommunikation ist das sicher sehr gut.

Gedanken zur Sicherheit bei Wikipedia

Kürzlich fragte mich Sebastian Wallroth, ob ich nicht eine Folge seines Podcasts Wikistammtisch mit gestalten könne. Natürlich sagte ich zu und so entstand die Folge 14 der Sendung.

Das Thema sollte Sicherheit und Wikipedia sein. In der Sendung konzentrierten wir uns auf die Wikipedianer, die Texte lesen und editieren wollen. Dies sollte allen Menschen auf der Welt möglich sein. Daher war Tor und offene Proxys einer unserer Diskussionspunkte. Weiterhin sprachen wir HTTPS bzw. TLS kurz an. Passwortsicherheit und Mailverschlüsselung waren weitere Punkte, die wir ansprachen. Ich hätte natürlich noch viel länger zu dem Thema erzählen können. :-) Einige Punkte will ich untenstehend kurz erläutern.

Sicherheit in der Wikipedia für Anwender

Die meisten Menschen nutzen die Wikipedia, um Artikel bzw. Lemmata zu lesen. Einige bearbeiten Artikel. Aber es gibt unter den Leuten, die ich als Anwender sehe noch weitere Rollen:

  • Sichter: Diese Leute haben durch ihre Mitarbeit einen Vertrauensstatus gewonnen und deren Änderungen werden automatisch sichtbar. Weiterhin können sie Änderungen anderen anschauen und diese Änderungen als frei von Vandalismus markieren. Dadurch wird die Version auch unangemeldeten Besuchern angezeigt (siehe Gesichtete Artikel).
  • Administrator: aus der Hilfeseite:
    Sie haben die Möglichkeit, Benutzer zu (aktiven) Sichtern zu machen, ihnen diesen Status zu entziehen, Benutzer zu sperren und solche Sperren wieder aufzuheben. Außerdem können sie einzelne Versionen einer Seite löschen, so dass diese nur noch für Administratoren einsehbar sind.

    Das heißt, diese Benutzergruppe hat besondere Rechte. und darf insbesondere auf personenbezogene Daten zugreifen.

  • Bürokrat: Diese dürfen andere Benutzerrollen vergeben. Insbesondere dürfen sie auch Personen zu Administratoren ernennen.
  • Checkuser: Dieser Personenkreis kann sehr tiefgreifende Änderungen vornehmen und diese sollten ihren Zugang entsprechend stark schützen.
  • Daneben gibt es noch weitere Rollen. Diese unterscheiden sich aus meiner Sicht nicht großartig von einem normalen angemeldeten Benutzer.

Nicht angemeldete Anwender

Personen, die die Wikipedia besuchen, ohne sich ein Benutzerkonto angelegt zu haben, haben einige Anforderungen bezüglich der IT-Sicherheit. So wollen sie bei der Eingabe der URL http://de.wikipedia.org/ auch auf der Wikipedia-Seite landen.

Nach der Eingabe der URL macht das System zunächst eine DNS-Abfrage und erhält die IP-Adresse zurück. Diese Antwort kann natürlich gefälscht werden. Hier wäre es sinnvoll, wenn die Anfrage schon in einer gesicherten Form zurückkommt, so dass zumindest Fälschungen erkannt werden. Ich verweise mal auf die 33. Sendung des Datenkanals zu DNSSEC.

Nun versucht der Browser die Wikipedia-Seite zu besuchen. Wie ich beim Wikistammtisch erwähnte, erfolgt der die Eingabe zumeist per HTTP. Die diversen Wikipedia.org-Seiten sind einigen Browsern vorab bekannt und werden sofort per HTTPS geladen. Dies geschieht ohne das jemand eingreifen muss. Sollte ein Browser dieses Vorwissen nicht haben, so sagt der Webserver der Wikipedia, dass der Browser zur HTTPS-Version der Webseite wechseln soll. Die HTTPS-Version ist von einer externen Stelle (Certificate Authority) bestätigt und so wird versucht sicherzustellen, dass sich niemand zwischen die Verbindung mogeln kann. Damit ist nun eine Verbindung zu einer Seite aufgebaut, wo Anwender sicher sein können, dass es sich um die Wikipedia handelt. Ausnahmen hatte ich im Podcast beschrieben.

Wenn sich Personen auf den Seiten der Wikipedia bewegen, wollen sie die Inhalte sehen und weder Werbung noch Schadsoftware erhalten. Hier hat der Serverbetreiber eine Verantwortung sich um die Sicherheit der Server wie auch der Anwendung zu kümmern. Hin und wieder kommt es vor, dass in Server eingebrochen wird, um Schadsoftware zu verteilen. Ähnliches passiert bei Werbenetzwerken. Auch da wird gern versucht, über Werbung Schadsoftware zu verteilen.

Weiter gibt es in den USA die »Expectation of Privacy«, die sich aus dem Vierten Verfassungszusatz ergibt. Auch in Deutschland haben wir ein starkes Datenschutzrecht. Hier wäre es interessant zu wissen, welche personenbezogenen Daten die Wikipedia speichert und natürlich wie lange. Derzeit wird von der Seite ein Cookie gesetzt, der zwei Monate Gültigkeit hat und nur über einen sicheren Kanal (HTTPS) übertragen wird. Weitere Cookies werden nach Beendigung der Browsersitzung gelöscht. Die Foundation hat eine längere Erklärung zu den Cookies. Wenn ein Artikel bearbeitet wird, so verbleibt die IP-Adresse im Logbuch der letzten Änderungen.

Angemeldete Benutzer

Wenn sich jemand entscheidet, ein Benutzerkonto anzulegen, kommen weitere Betrachtungen hinzu. Insondere stellt sich die Frage nach der Sicherheit des Passworts. Für mich ist hier wesentlich, dass das Wikipedia-Passwort verschieden zu anderen sein sollte. Was die Länge und die Gestalt des Passworts betrifft, sollte man sich überlegen, wie wichtig das Konto ist. Denn wenn jemand das Passwort errät, kann diese Person im Namen des andere Bearbeitungen durchführen und am Ende wird das Konto vielleicht gesperrt. Das heißt, der Schaden für normale Benutzer hält sich in Grenzen. Daher würde ich die Anforderungen an das Passwort nicht so hoch ansetzen.

Die Lage ändert sich, wenn jemand CheckuserAdministrator bzw. Bürokrat ist. Diese Rollen habenhat wesentlich mehr Rechte und der potenzielle Schaden ist größer. Daher würde ich erwarten, dass es bei diesen Rollen stärkere Anforderungen an das Passwort bzw. andere Authentifizierungsverfahren gibt.

Im Podcast sprachen wir das Thema Mail an. So bekommt ein angemeldeter Nutzer verschiedentlich Mails. Facebook hat eine Möglichkeit geschaffen, einen OpenPGP-Schlüssel in seinem Profil zu hinterlegen. Alle Mails von Facebook kommen dann automatisch verschlüsselt und signiert an. Dadurch ist es unter anderem recht einfach Spam von echten Facebook-Mails zu unterscheiden. Es wäre wundervoll, wenn Wikipedia auch diese Möglichkeit bieten würde.

Sicherheit in der Wikipedia für andere

Wie ihr seht, sind die obigen Betrachtungen schon recht lang geworden. Aber innerhalb des Wikipedia-Universums gibt es noch andere Personengruppen. So betreiben Administratoren die Server. Das heißt, sie pflegen die Hard- wie auch die Software. Welche Anforderungen müssen diese Personen erfüllen? Auch gibt es einen Personenkreis, der die Software programmiert. Hier kann man sich ebenfalls Gedanken zu den Anforderungen bezüglich der Sicherheit machen. Doch beides wird sehr lang und viel. Daher lagere ich das mal auf einen eventuellen zukünftigen Artikel aus.

Wunsch für die Zukunft

Im Rahmen meiner Überlegungen zur Sicherheit in und um die Wikipedia fiel mir noch ein großer Wunsch ein:

Es wäre phantastisch, wenn die Wikipedia als Tor Onion Service zur Verfügung stehen würde. Dies macht es gerade Leuten in zensierten Ländern viel einfacher, die Seiten zu erreichen. Die Webseite ist von einem Ende zum nächsten verschlüsselt und es macht es Angreifern viel schwerer, die Verbindung aufzubrechen. Unter anderem macht es Facebook mit der Seite https://facebookcorewwwi.onion/ vor. Aber auch DuckDuckGo (http://3g2upl4pq6kufc4m.onion/) sowie Debian und Tor selbst betreiben viele Seiten im Tor-Netz. Daher wäre Wikipedia ein wundervolles Beispiel für einen weiteren Tor Onion Service, der vermutlich vielen Menschen großen Nutzen bringt.

Update: In der Diskussion wies mich Raymond darauf hin, dass Administratoren doch nicht die großen Rechte haben, die ich vermutete. Diese sind erst bei Checkusern gegeben. Daraufhin habe ich den Artikel angepasst.

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