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Was ist der Pornobrowser?

Stellt euch vor, ihr sitzt gerade in einer wichtigen Präsentation. Die Geschäftsführer und Strategen sitzen zusammen und beraten die neue Strategie für das Internet. Zentraler Bestandteil ist die neue Seite Powerportal.firma. Der Vortragende öffnet seinen Browser und gibt die URL ein: http://www.po. Da er den Firefox 3.x verwendet, erscheint nach der Eingabe eine Liste der oft angesurften Seiten. Bei ihm steht auf der Liste www.pornoseiten.foo, www.porno4all.cem usw. und sorgt bei den Teilnehmern für einiges Schmunzeln. Diese oder ähnliche Situationen scheinen sich recht oft zu passieren. Daher gibt es eine immer größere Schicht an Nutzern, die einen Porno-kompatiblen Browser verwenden. ;-)

Das Mozilla-Projekt stellte vor kurzem fest, dass viele noch die Version 2 ihres Browsers nutzen und wissen, warum dies so ist. Etwa ein Viertel nannte als Grund die oben beschriebene so genannte Location Bar. PC Pro vermutet die obige Situation als Hauptgrund. Was kann der ungeübte Pornogucker tun, wenn er Firefox 3 haben will und seine Linkliste nicht allen “weitergeben” will? Die praktikabelste Lösung ist aus meiner Sicht ein eigenes Profil. Das bedeutet, es gibt für “privates Surfen” ein Profil und für Firmenbelange ein zweites. Weiterhin bietet die allerletzte Firefoxversion Optionen, um dem Problem zu begegnen. Aber ihr könnt natürlich auch weiter Firefox 2 als Pornobrowser nehmen.

via Pressetext: Pornolinks: Hemmschuh für Browserupgrade

Hausdurchsuchung bei Eigentümer von wikileaks.de

Mit welchem Argument wird seit Jahren das Recht auf freie Meinungsäußerung eingeschränkt? Richtig, wie auch in der aktuellen Diskussion, ist es Kinderpornographie. Seit mittlerweile fünfzehn Jahren beobachte ich immer wieder das gleiche Schema.

Das erste Mal fiel es mir im Fall des ersten Remailers, anon.penet.fi, auf. Der Betreiber Julf Helsingius stand damals auf der Titelseite des Observer und ihm wurde vorgeworfen für 90% der Kinderpornographie im Internet verantwortlich zu sein (Ich habe den Fall detailliert in meinem Buch “Anonym im Netz” beschrieben.). In den letzten Jahren kamen dann Betreiber von Tor-Servern, der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss und seit heute auch Besitzer von simplen Domainnamen hinzu.

Im aktuellen Fall bekam der Besitzer der Domain wikileaks.de Besuch von der Polizei. Seine Wohnungen in Dresden und Jena wurden von mehreren Beamten durchsucht und Computer beschlagnahmt. Was genau war das Vergehen? Ich versuchte auf diese Frage heute bei der Polizei in Jena sowie bei der Staatsanwaltschaft Dresden eine Antwort zu erhalten. Im Protokoll steht nur etwas von Verbreitung pornographischer Schriften. Das ist jedoch keineswegs ein Grund für eine Verletzung der Wohnung in der vorliegenden Form. Bei der Staatsanwaltschaft Dresden wurde mir lapidar mitgeteilt, dass die Pressestelle keine Sprechzeiten hat. Ich solle es an einem anderen Tag probieren. Von Seiten der Polizei bekam ich die Auskunft, die auch Heise meldet. Die Aussage war in etwa, dass es auf seiner Webseite Links zu kinderpornographischen Seiten gäbe und er sich somit der Verbreitung schuldig mache. Der interessierte Leser wird hier Parallelen zu den verschiedenen Sperren von wikipedia.de erkennen. Wie zuletzt Lutz Heilmann gibt es Leute, die einstweilige Verfügungen erwirken, in der Hoffnung etwas gegen die Inhalte der Wikipedia zu tun. Wie auch im Fall von Theodor Reppe hat die Domain jedoch nichts mit den Inhalten zu tun. Insofern ist es äußerst fragwürdig, inwieweit die Durchsuchung überhaupt berechtigt ist. Die diversen Kommentare in der Blogosphäre gehen auf diese Problematik genauer ein.

Doch inwieweit ist das ein Erfolg oder überhaupt ein sinnvoller Ansatz im Kampf gegen Kinderpornographie? Es wird ohne Aussicht auf irgendeinen Erfolg und aus meiner Sicht ohne begründeten Verdacht gegen eine Zivilperson vorgegangen. Und zwar gegen jemanden, der sich aktiv für freie Meinungsäußerung einsetzt:

Herr Reppe ist der Spender der Wikileaks.de Domain und betreibt einen Mirror der US Congressional Research Service Dokumentensammlung, ist allerdings ansonsten nicht operativ in Wikileaks involviert. Herr Reppe ist ausserdem Betreiber eines der populaersten deutschen Tor-Proxyservers

Kinderpornographie wird man hier eher nicht finden. Vielmehr dient solch eine Aktion eher der Einschüchterung, wie bereits in den oben angesprochenen Fällen der Betreiber von Tor-Servern. Außerdem stellt sich mir die Frage nach der Rechtmäßigkeit der kompletten Aktion. Das Bundesverfassungsgericht hat sich 2005 in einer Entscheidung gegen das Vorgehen mit der Begründung “Gefahr im Verzug” ausgesprochen bzw. sehr starke Schranken angelegt. Andererseits scheint es in Dresden wiederum einen ordentlichen Beschluss einer Richterin gegeben zu haben. Weiterhin ist der Pressemitteilung zu entnehmen, dass trotz Nachfragen des Betroffenen keine Zeugen benannt wurden, dass es keine Aufklärung gab etc. Ich hoffe, Theodor findet einen guten Anwalt, der sich dieser Sachen annimmt und dies aufklärt.

Ein sinnvoller Ansatz ist aus meiner Sicht, direkt gegen diese Seiten vorzugehen. Gerade anhand der publizierten Filterlisten versuchte die Organisation Carechild, die Seiten aus dem Netz zu entfernen. Sehr viele der Provider sperrten die Zugänge der Kunden. Warum also gibt es keine speziellen Abteilungen beim BKA, die dies veranlassen. Weiterhin stehen viele der Server in Deutschland. Somit hätten die Ermittlungsbehörden direkten Zugriff. Aber statt direkter Maßnahmen wirft man lieber wie oben Nebelkerzen oder baut eine Zensurinfrastruktur auf.

Speziell die Nachrichten des heutigen Tages hatten es in der Beziehung wirklich in sich. Frau von der Leyen behauptet, die Kinderpornographen würden Millionenbeträge verdienen. Danaben steht die Aussage, dass es einen dramatischen Anstieg gäbe und der Artikel im Spiegel spielt noch ein wenig mit Emotionen. Der Rechtsanwalt Udo Vetter hat seine Erfahrungen mit den Tätern beschrieben. Demnach ist es keinesfalls so, dass viel Geld damit verdient wird. Netzpolitik kommt bei der Betrachtung der Zahlen auf komplett andere Werte.

Ich habe das Gefühl, dass hier gezielt gegen Kritiker vorgegangen wird und das die Bekämpfung der wirklichen Verbrechen keineswegs im Vordergrund steht. Der Regierung scheint es um plakative Maßnahmen für den Wahlkampf zu gehen. Die damit ermöglichten Zensurmaßnahmen werden billigend in Kauf genommen. Momentan lächeln viele auf Länder wie China oder Iran herab. Doch wir sind auf dem besten Weg in genau diese Richtung. Daher sollten Umgehungstechniken wir Tor oder I2P gefördert werden, um auch in Zukunft ein freies Internet zu haben.

Wie ihr für die Projekte spenden könnt, lest ihr auf den entsprechenden Webseiten:

Weitere Artikel dazu:

ASNumber und ShowIP -- zwei nützliche Erweiterungen für den Firefox

Jens’ BLOG schreib neulich von zwei Erweiterungen für den Firefox (Nice Firefox plugin (I) und Nice Firefox plugin (II)). Die erste, ShowIP, zeigt euch die IP-Adresse der gerade besuchten Seite. Wenn ihr dann mit der Maus auf die angezeigte IP klickt, werden noch diverse Informationen zu der IP-Adresse abgerufen. Die zweite Erweiterung, ASNumber, geht noch einen Schritt weiter. Hier seht ihr Information zu den autonomen Systemen (AS), also dem ISP der Webseiten. Beide Erweiterungen machen einen recht guten Eindruck und ich teste die mal ein wenig.

WTF Firefox 3?

Die aktuelle Version lockt mir immer mal wieder ein WTF raus. Gerade war wieder so ein Moment.

Ich spielte ein wenig mit Schriftarten herum und versuchte, eine für mich optimale Schrift wie auch Schriftgröße zu finden. Dabei fiel mir auf, dass die JPG-Bilder auf einmal so pixelig aussehen. Auf der Seite mit den FoeBuD-Bussen sah das Logo unseres Bundeslandes recht unschön aus: verpixelte Anischt

Ich hatte keinerlei Idee, warum dem so ist. Das Zurücksetzen der Schriftgröße bereinigte das Verhalten wieder. Ein Hinweis brachte mich dann auf die richtige Spur. Standardmäßig zoomt der Firefox Schriften und Bilder. Das Verhalten kann man über das Menü Ansicht --> Zoomen --> Nur Text zoomen. Nur warum ist Firefox der Meinung, Bilder zu zoomen, wenn ich einfach eine größere Schriftgröße haben will?

Weitere Gründe sind das Handling von SSL-Seiten. Ihr habt bestimmt schonmal die Meldung example.com verwendet ein ungültiges Sicherheitszertifikat. gelesen. Es braucht vier Klicks bis man eine Ausnahme angelegt hat. Dabei werden die Ausnahmen standardmäßig auch noch permanent gespeichert, was man unter Umständen nicht immer will. Ich fand das Verhalten des alten Firefox in dieser Hinsicht wesentlich benutzerfreundlicher.

Weiter unter dem Punkt ist der gelbe Hintergrund von SSL-Seiten. Bisher war es so, dass SSL-Seiten eine gelbe URL-Zeile erzeugten. Mit der aktuellen Version ist da kein Unterschied (bis auf bereits reichlich kritisierte Ausnahmen) zu sehen. Hier hilft, die Variable browser.identity.ssl_domain_display zu ändern.

Das bringt mich dann gleich zu about:config. Habt ihr das schonmal aufgerufen? Da erwartet euch dann eine fette Warnung, die in etwa sagt, dass ihr jetzt alles kaputt macht. Ich bin ja der Meinung, dass Leute, die das aufrufen und dann auch was ändern, wissen was sie tun. Daher ist die Warnung aus meiner Sicht unnötig.

Ich bin gespannt, wann der Moment kommt, an dem die WTFs aufhören. :-)

Datenspuren 2008 in Dresden

Dieses Jahr bin ich wieder dabei, beim Symposium Datenspuren des CCC. Mein Hauptevent ist der Workshop zu I2P. Dort werde ich etwas zu der Theorie erzählen und anschließend einige wichtige Anwendungen vorstellen. Ansonsten sind Anonymität (Tor, JonDonym), Wahlcomputer, Videoüberwachung und einiges mehr das Thema.

Persönlich finde ich den Vortrag zum IdentitySniper interessant. Denn das kommt einem unserer LUG-Projekte (wolfgang) sehr nahe. Am Sonnabend werde ich jedoch nicht in Dresden sein können. So hoffe ich, dass ich nochmal eine Privatvorstellung bekomme. :-)

Auch der Kampf gegen Videokameras klingt vielversprechend. Mindestens ein Kameratyp stört mich in Jena sehr und ich würde den gern entfernen.

Falls ihr also am Wochenende noch nichts zu tun habt, Dresden ist immer einen Besuch wert und die Veranstaltung war in den letzten Jahren immer hochklassig.

Verwendete Plugins für Firefox

Beim gestrigen Grillen der LUG Jena kam die Frage auf, welche Plugins ich für den Firefox nutze. Mir wollten zu dem Zeitpunkt nicht alle einfallen und so liefere ich die Liste hier nach:

CookieCuller
Mit CookieCuller kann ich selektiv Cookies vor dem Löschen schützen. Alle anderen angelegten Cookies werden beim Beenden des Browsers immer gelöscht.
DOM Inspector
Zum Betrachten des Document Object Model einer Seite
Download Manager Tweak
Das ist eine Anpassung an den eingebauten Download-Manager. Insbesondere mag ich hier, dass sich dieser in einem neuen Reiter öffnet.
Fasterfox
Das ist zur Verbesserung der Geschwindigkeit des Firefox.
Flashblock
Eine Plugin, welches Flash auf Webseiten blockiert. Dies ist zusätzlich zu NoScript, siehe unten, installiert.
FoxyProxy
Ein Plugin zum Verwalten von Proxys. Damit kann ich nach regulären Ausdrücken oder Wildcards festlegen, für welche URL welcher Proxy benutzt wird. Gerade wenn ich I2P, Tor und anderes nutze, finde ich das ganz sinnvoll.
It’s all text
Damit kann ich einen Texteditor festlegen. Dieser kann gestartet werden, wenn ich Textfelder bearbeite. Gerade wenn man viel bei Wikipedia oder anderen schreibt, ist das recht nützlich.
LinkChecker
prüft die Links einer Webseite und markiert diese entsprechend der HTTP-Statuscodes.
NoScript
NoScript erlaubt es, JavaScript und anderes spezifisch pro URL zu aktivieren oder zu deaktivieren. Das Plugin nutze ich sehr häufig und finde es auch sehr mächtig.
ScrapBook
Das Plugin ist nützlich, um Webseiten zu archivieren. Eine archivierte Webseite sieht immer so aus, wie sie gespeichert wurde. Das eignet sich recht gut zum offline-Lesen.
Tab Mix Plus
Ändert das Standardverhalten der Reiter im Firefox und hat eine Vielzahl an möglichen Einstellungen.
Torbutton
Torbutton schaltet einen Proxy mit einem Klick an oder aus. Die Entwicklerversion bietet noch an, beim Umschalten Cookies, History etc. zu löschen.

Das ist in etwa das, was ich auf verschiedenen Rechner fand. Einige der Erweiterungen nutze ich immer. Andere sind nur Überbleibsel,

Bei der Runde tauchte dann noch die Frage auf, ob es ein Plugin gibt, welches nach einer vorzugebenden Frist die privaten Daten löscht. Ich fand hier nur SecureBrowse, was in etwa in die Richtung geht. Jedoch scheint dort alles fest vorgegeben zu sein. Kennt jemand noch andere, besser Erweiterungen?

Podiumsdiskussion zur öffentlichen Sicherheit und Überwachung in Dresden

Der vorläufige Abschluss der Veranstaltungsreihe FREIstaat oder ÜBERWACHUNGsstaat? Meine Daten gehören mir! findet in der nächsten Woche statt. Am 8.Mai werde ich zusammen mit Johannes Lichdi, Nils Bergemann und Rafail Kühn eine Podiumsdiskussion zu den Themen öffentliche Sicherheit, Überwachung und Alternativen durchführen. Wir werden dabei sicher wieder einen kleinen Vortrag zur Einführung in die Thematik halten. Anschließend wollen wir mit dem Publikum die Themen diskutieren. Die Veranstaltung findet im Projekttheater in der Louisenstr. 47 statt. Beginn ist 20:00 Uhr.

Johannes Lichdi als MdL, Nils Bergemann vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein und ich dürften euch sicher bekannt sein. Der “Neuling” in der Runde ist Rafael Kühn. Er hat den thematisch sehr gut zum Thema passenden Film “Das Verhör” gedreht. Im Rahmen unserer Vorträge haben wir desöfteren einen Vorfilm gezeigt. Dieser stammt auch von dem Regisseur und ist ein fiktiver Aufklärungsfilm des Ministeriums für Friedenserziehung. Es wäre wünschenswert, wenn der Film mehr Anklang und Publikum findet. Denn aus meiner Sicht ist er wesentlich besser geeignet, Aufmerksamkeit für bzw. gegen die Überwachung zu wecken als der Film “A scanner darkly”.

Ich würde mich freuen, wenn viele den Weg zu der Diskussion finden und es eine schöne Veranstaltung wird.

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