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Podiumsdiskussion zur NSA mit Martina Renner

Heute gibt es wieder eine Veranstaltungsankündigung. Am morgigen Dienstag, dem 09. September 2014, werde ich zusammen mit Martina Renner einen Vortrag mit anschließender Podiumsdiskussion in Jena halten. In der Veranstaltung geht es um den NSA-Untersuchungsausschuss. Zu Anfang werden wir einige Details zur NSA, zu deren Überwachungsprogrammen und zu den Entwicklungen beim Untersuchungsausschuss erzählen. Anschließend stellen wir uns den Fragen aus dem Publikum.

Wer teilnehmen mag, sollte vor 18 Uhr im Hörsaal 8 im Unigebäude in der Carl-Zeiss-Str. 3 sein.

Tor -- Vortrag und Hackday

In München treffen sich in dieser Woche Vertreter des Tor-Projektes zum Summer-Dev-Meeting. Neben den internen Besprechungen gibt es zwei interessante Veranstaltungen für die Öffentlichkeit.

  1. Vortrag »Tor and the Censorship Arms Race: Lessons Learned«
    Roger Dingledine und Jacob Appelbaum berichten über ihre Erfahrungen in der Umgehung von Zensur. Tor ist in dieser Beziehung ein sehr wichtiges und sicheres Werkzeug. Der Vortrag findet am 24. Juli 2013 ab 18 Uhr im Hörsaal 1 des LRZ statt (siehe Bild unten).
  2. Tor Hack Day
    Am Freitag findet dann ein öffentlicher Hackday statt. Ihr könnt dort verschiedene Entwickler treffen und mit denen über Tor sprechen bzw. programmieren.

 

Kakenya Ntaiya: Ein Mädchen verlangt Bildung

Da ich vorhin über die TED-Konferenz schrieb, schiebe ich hier noch ein Video nach. Kakenya Ntaiya erzählt ihre Geschichte. Sie besuchte auf den Willen ihrer Mutter die Schule und erkannte den Wert der Bildung für sich. Heute errichtet sie Schulen und versucht ihre Idee weiterzutragen. Es ist schon erschreckend zu hören, was ihr bzw. ihrer Mutter wiederfahren ist.

Schlechte Vorträge auf der TED und was sie draus machen

Ich schaue mir gern diverse TED-Vorträge an. Die TED steht für Technology, Entertainment und Design. Die Konferenz will hochklassige Vorträge bieten. Viele davon sind inspirierend, bringen neue Ideen mit oder sind einfach unterhaltsam. Bisher sind mir noch keine schlechten Vorträge untergekommen, höchstens welche, die mich nicht interessieren. Kürzlich lief mir der Artikel »When TED Lost Control of Its Crowd« vom Harvard Business Review über den Weg. Der Autor schrieb von zwei Lokal-Konferenzen, wo höchst fragwürdige Vorträge geboten wurden. Allerdings beschreibt der Artikel sehr gut, wie die Organisatoren der TED darauf reagierten und wie es weiterging. Anstatt nämlich den Kopf in den Sand zu stecken, haben Sie über verschiedene Plattformen mit den Hörern diskutieret und Lehren gezogen.

Der Artikel ist zwar recht lang, aber eine lohnenswerte Lektüre. 

This machine kills secrets von Andy Greenberg

Woody Guthrie
Woody Guthrie mit Gitarre (Quelle: Wikipedia bzw. Library of Congress)

Der Titel des Buches klingt spektakulär: »Die Maschine, die Geheimnisse vernichtet«. Der Journalist Andy Greenberg berichtet im gleichnamigen Buch von dieser Maschine und hat an vielen Stellen spektakuläres zu berichten. Greenberg kam durch die Gitarre von Woody Guthrie auf den Titel. Die Gitarre trug den Aufkleber: »This machine kills fascists« (siehe Bild).

Die Maschine, die Geheimnisse vernichtet, beginnt mit den Pentagon-Papers ihr Werk. Daniel Ellsberg veröffentlichte die geheimen Dokumente damals mit Hilfe der NY Times. Julian Assange und neuere Entwicklungen sind noch lange nicht das Ende der Maschine. Vielmehr wird sie wohl lange weiterleben. Das Buch zeichnet den Weg der Maschine nach.

Im Prolog wird ein Treffen mit Julian Assange beschrieben. Julian kündigt dort die MegaLeaks an und verspricht einen Leak über eine US-Bank. Der erste Teil startet mit einer Gegenüberstellung von Ellsberg und Bradley Manning. Greenberg vergleicht im Kapitel »The Whistleblowers« ihre Herkunft und ihr Vorgehen. Ellsberg hatte seinerzeit die Berechtigung sehr geheime Dokumente zu lesen. Ein Privileg, was nur wenige mit ihm teilten. Manning auf der anderen Seite war einer von 2,5 Millionen Amerikanern, die aufgrund lascher Voreinstellungen auf viele geheime Dokumente Zugriff hatten. Beide waren der Meinung, dass »ihre« Dokumente an die Öffentlickeit müssen. Ellsberg war sich sicher, dass er für die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere für den Rest seines Lebens im Gefängnis landen würde. Manning, auf der anderen Seite, schien Hoffnung zu hegen, dass er unerkannt davon kommt. Zumindest arbeitet Greenberg diesen Punkt im Buch heraus. Die realen Entwicklungen waren jedoch genau gegenteilig. Ellsberg wurde nicht bestraft und Manning wird aller Voraussicht nach lange Zeit im Gefängnis bleiben.

Das erste Kapitel ist sehr schön geschrieben. Man merkt hier schon, wie gut Greenberg seine Geschichte recherchiert hat. Mit der Gegenüberstellung der beiden Protagonisten gelingt ihm ein schöner Spannungsaufbau.

Cover
Cover des Buches

Die folgenden drei Kapitel widmen sich der »Evolution of Leaking«. Greenberg erzählt die Geschichte der Cypherpunks detailliert nach. Den Startpunkt bilden dabei die Lebensläufe von Tim May und Phil Zimmerman, der Erfinder von PGP. Mit Geschichten zu Julian Assange und John Young, dem Gründer von Cryptome geht es weiter. Schließlich spielen die Diskussionen auf der Mailingliste und der Artikel »Assassination Politics« von Jim Bell eine Rolle. Der Keynote-Sprecher des 29C3, Jacob Appelbaum, mit dem Tor-Projekt bilden den Abschluss.

Der dritte Teil hat die Zukunft (»The Future of Leaking«) zum Gegenstand. Dort geht es um »Plumbers«, »Globalizers« und »Engineers«. Das Kapitel beginnt mit Peiter Zatko. Mudge, wie er sich nannte, war einer der Köpfe der Hacker-Gruppe Cult of the Dead Cow und hatte engere Kontakte zu Assange. Mittlerweile arbeitet er bei der DARPA und soll Gegentaktikten zum Leaking entwickeln. Das langfristige Ziel des Projektes ist, Leaking komplett zu unterbinden. Greenberg beschreibt im Kapitel HBGary und den Anonymous-Hack sehr lebendig. Der Autor nutzt IRC-Logs und persönliche Gespräche und kann dadurch eine sehr detaillierte Sicht auf die Dinge bieten. Die Isländische Initiative zu modernen Medien (IMMI) und BalkanLeaks sind die Vorboten der Zukunft. Schließlich traf Greenberg zufällig den Architekten. Derjenige, der nur unter dem Namen »Der Architekt« agiert, war für die sichere Neugestaltung von WikiLeaks zuständig und arbeitet jetzt bei OpenLeaks. Greenberg traf ihn zufälligerweise beim Chaos Communication Camp.

Am Ende des Buches steht ein kurzer Abschnitt zur »Machine«. Greenberg macht klar, dass heute jeder zum Leaker werden kann. Mobiltelefone und andere elektronische Gegenstände erlauben es, Reportagen von Ereignissen anzufertigen oder eine Vielzahl elektronischer Dokumente zu kopieren. GlobaLeaks wird kurz beleuchtet. Das Projekt baut an einer Lösung für eine Leakingplattform mit Freier Software. Greenberg schließt mit den Worten:

We don’t yet know the names of the architects who will build the next upgrade to the secret-killing machine. But we’ll know them by their work.

Ich habe es sehr genossen, das Buch zu lesen. Zum einen hat Greenberg einen schönen, lebendigen Schreibstil. Obwohl ich viele Aspekte der Geschichten kannte, hatte das Buch einiges Neues zu bieten. Faktisch auf jeder Seite ist die gute Recherchearbeit des Autors zu spüren. Es war spannend für mich den Handlungssträngen zu folgen. »This machine kills secrets« war eines der Bücher, was ich nur schwer aus der Hand legen konnte und am liebsten am Stück durchgelesen hätte. Leseempfehlung!

Wer von euch einen Verlag kennt, der das Buch ins Deutsche übersetzen will, kann sich gern an mich oder an Andy Greenberg wenden.

CryptoParty in Jena

In aller Welt finden momentan so genannte CryptoPartys statt. Diese sollen in einer entspannten Atmosphäre Nutzer über verschiedene Aspekte von Kryptografie bzw. Anwendungen aufklären. Die erste CryptoParty in Jena steht vor der Tür. Am kommenden Freitag, dem 23. November 2012, startet im Krautspace eine CryptoParty. Ich werde dort ein paar Worte zu Kryptografie im Allgemeinen verlieren und später tiefer in Richtung OTR eintauchen. Vermutlich werde ich nur die theoretische Seite erklären können, da es im Krautspace immer noch kein Internet gibt. Weitere Vorschläge sind im Wiki unter dem Punkt Inhalte aufgelistet. Die Veranstaltung findet nach dem Prinzip der Barcamps statt. Das heißt, wer will, kann einen Vortrag oder Workshop halten.

Ich würde mich freuen, wenn recht viele zu der Veranstaltung kommen und sich von den Vorteilen der Kryptografie überzeugen lassen. Vermutlich sind auch Reporter von Dradio Kultur anwesend. Also seid darauf gefasst, interviewt zu werden. :-)

Update: Kleinen Fehler beseitigt. Vielen Dank an fpunktk

Die Filterblase -- Verbindung

Vor kurzem stellte ich bei Facebook und Google+ eine Aufgabe des Tages. Wer mitmachen wollte, sollte bei Google das Wort »Verbindung« eingeben und vom Ergebnis einen Screenshot machen. Insgesamt bekam ich etwa 20 Aufnahmen zugeschickt und natürlich wollten einige wissen, wozu ich das mache. Hier kommt die Auflösung.

Eli Pariser  schrieb 2010 das Buch »The Filter Bubble: what the Internet is hiding from you«. Darin beschreibt er eine Filterblase, in der wir online leben. Das heißt, Suchmaschinen, soziale Netzwerke und andere Seiten versuchen uns und unsere Vorlieben zu erkennen. Anhand der Ergebnisse werden dann nur noch spezielle Ergebnisse angezeigt. Letztlich bekommen die Nutzer nur noch das Leben innerhalb dieser Blase mit und alles andere bleibt abgeschirmt. Die Süddeutsche Zeitung hat Pariser in »Ausweitung der Komfortzone« befragt.

Ich wollte nun wissen, wie groß die Filterblase wie bzw. wie genau sich die auswirkt. Dazu benötige ich »Probanden«. Daher kam die Frage. Doch was fand ich nun heraus?

»Normales Ergebnis« aus Jena

Von den zwanzig Bildschirmaufnahmen waren nur drei Screenshots identisch. Dennoch lässt sich ein gewisses Muster erkennen. Auf dem Muster links sieht man einen typischen Screenshot von einem Suchergebnis. Dabei ist zu erkennen, dass zuerst zwei Verweise auf Einträge bei der Wikipedia gehen, einmal zu dem Lemma Verbindung und zu Chemische Verbindung. Dann folgen Verweise auf den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr sowie den BVG. Beide Einträge werden unabhängig vom Standort angezeigt. Der Screenshot links wurde in Jena gemacht und Google erkannte den Standort. Dennoch bekamen ich und andere die obigen Ergebnisse. Wie man es erwarten würde, wird der Standort trotzdem ausgewertet. Denn neben den unspezifischen Verkehrsverbunden wird meist einer aus der Region angezeigt. Bei einem Suchergebnis erkannte Google Düsseldorf als Standort und zeigte einen Link auf die Fahrplanauskunft des KVB Köln an. Ignoriert man die standortabhängigen Verkehrsverbünde, so gleichen sich dann doch die meisten der Screenshots viel mehr, als ich erwartete.

Der Suchbegriff kann ich verschiedener Weise gedeutet werden. Insbesondere Bahnverbindungen hätte ich wesentlich höher gewichtet und daher Verweise auf die Seiten der Bahn erwartet. Doch nur ein Screenshot zeigte Links zur Bahn. Dort jedoch an prominenter Stelle.

Ein privat zugeschickter Screenshot zeigte eine Mischung mit Einträgen von Google+. In den Beiträgen stand jeweils einmal das Wort Verbindung. Ein anderer zugeschickter Screenshot zeigte Werbung, sowohl oberhalb der Suchbegriffe wie auch im rechten Seitenrand.

Eine für mich neue Erkenntnis war, dass Google auch die Position der Bilder platziert. Einige der Screenshots zeigten die komplette Ergebnisseite. Dort fanden sich am unteren Ende Ergebnisse der Bildersuche. Einer der Screenshots hatte die Bilder weiter oben. Hier war jedoch nur die Position geändert. Die Bilder selbst waren gleich.

Ich habe alle Screenshots, die ich auf öffentlichem Wege bekam, bei Flickr unter Verbindung - Filterblase abgelegt. Hier könnt ihr selbst nochmal ein wenig vergleichen.

Als ich mir den Suchbegriff ausdachte, hätte ich mit einer stärkeren Differenzierung gerechnet. Wie oben schon geschrieben, waren zwar formal sehr viele Ergebnisse unetrschiedlich. Wenn man  aber den Verkehrsverbund ignoriert, so ist die Verbindungs-Filterblase vermutlich recht groß. Ich will in den nächsten Wochen mal andere Suchbegriffe herumschicken und würde mich freuen, wenn viele an dem Experiment teilnehmen. Vielleicht lassen sich ein paar interessante Erkenntnisse über die Blase entwickeln. :-)

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