Zwischen den Feiertagen werden ja gern mal unausgegorene Ideen in die Welt hinaus geblasen. So fühlt sich die Meldung an, die bei
ZEIT Online zu lesen war:
Kinderporno-Fahndung bei allen Internetnutzern. Kai Biermann schreibt dort, dass die Initiative White IT die Internetanbieter dazu bringen will, selbst auf die Suche nach Mißbrauchsbildern gehen soll. Dazu gibt es eine Datenbank, in der alle Bilder vermerkt sind und zu jedem Bild existiert eine Prüfsumme (Hash). Der Internetanbieter berechnet seinerseits die Prüfsumme von Bildern aus dem Datenstrom seiner Kunden. Falls es eine Übereinstimmung mit dem Eintrag in der Datenbank gibt, so schlägt die Software Alarm.
Doch wie sinnvoll ist eine derartige Idee? Oberflächlich betrachtet klingt das vielversprechend. Aber schaut euch mal die vier Bilder unten an. Entdeckt ihr einen Unterschied?
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Die Prüfsummen (SHA-224) der Dateien sind 7fab23221b7a000ec0ab18431d58e2e58c16e3093bbf54084f22e802, c33230b4341d8b1f08a90382e27a145dff1d8208b5c25195674ee2e8, 69ff77157382503ae68d1cf4354034b640c7593465e383a0db51df9b und 87426dcee42ceb7f507eac515f5620bcb359364405a0abbd240364d8. Also rein technisch sind diese verschieden. Der Screenshot wurde in verschiedenen Formaten gespeichert und mit unterschiedlichen Qualitätsstufen. Wenn man das Spiel weitertreibt, könnten mehrere tausend (eventuell sogar Millionen) Varianten des Bildes angefertigt werden, die alle gleich aussehen, aber unterschiedliche Prüfsummen besitzen. Das Prüfprogramm müsste eben alle diese Varianten kennen oder die Änderungen intelligent erkennen.
Aber selbst im letztgenannten Falle bieten sich derartig viele Möglichkeiten, dass Erkennungsprogramm zu umgehen, das die Idee besser schnell wieder beerdigt gehört. Denn während bei der Vorratsdatenspeicherung „nur“ auf die Verbindungsdaten zugegriffen wurde, schauen hier beliebige Internetanbieter direkt in die Inhalte der Kommunikation hinein. Der Plan geht also wieder einen Schritt weiter in Richtung Vollüberwachung.
Der Twitterer TheCake meldete gestern, dass Netzpolitik in seiner Schule gesperrt ist. Heute lieferte er den Screenshot nach:
Die zugrundeliegende Software nennt sich Schulfilter Plus und stammt von der TIME for kids Informationstechnologien GmbH. Laut Internet Law ist der Freistaat Bayern ein Musterland bei der Initiative für ein sauberes Internet an bayerischen Schulen. Wie es scheint, ist die Software bei Schülern nicht so beliebt. Jedenfalls legen das die Suchvorschläge von Google nahe:
In den Kommentaren zum Beitrag bei Netzpolitik sind mehrere gesperrten Seiten genannt. Unter anderem auch SelfHTML, die die Schüler benötigen.
Alles in allem sollten sich die Schulen wohl eher darauf konzentrieren, Schülern Noten zu verpassen statt Schüler zu zensieren.