E-Auto laden
Zu den E-Autos gibt es noch einiges mehr zu sagen bzw. schreiben. Denn zum Teil ist es doch etwas anderes, als einen Verbrenner zu fahren. Das Laden des Fahrzeugs gehört für mich dazu.
Bei einem Verbrenner ist es normalerweise so, dass bei einem leeren Tank eine Tankstelle angesteuert wird und zehn Minuten später fährt man mit gefülltem Tank wieder weg. Die Preise und anderen Gegebenheiten sind für alle sehr ähnlich.
Ladestrategie
Bei einem elektrischen Fahrzeug ist dies meist anders. Die Fahrzeuge haben im Durchschniit einen “Tank” von 60–70 kWh. Wobei das stark von der Fahrzeuggröße abhängt. In meiner unmittelbaren Nähe gibt es Ladestationen, die mit 11 kW oder mit 150 kW laden. Das heißt, im langsamen Fall steht das Auto 6–7 Stunden und im schnelleren Fall 20–30 Minuten. Etwas weiter weg steht eine 300-kW-Ladestation. Damit käme ich in obigen Beispiel rechnerisch auf etwa zehn Minuten Ladezeit. Aber auch hier wären es minimal mehr als beim Aufenthalt an der Tankstelle.
In der Regel möchte man jedoch nicht “unendlich lange” an einer Ladestation stehen. Daher empfiehlt sich mit einem E-Auto eine andere Ladestrategie. Wer einen Stromstecker in der Nähe seines Parkplatzes hat, steckt das vielleicht einfach die Nacht über an. Insbesondere mit einem eigenen Haus ist das eine naheliegende Option. In meinem Fall ist eine Ladestation an dem Lebensmittelladen, in dem ich regelmäßig einkaufe bzw. eine an dem Ort, wo ich das Auto eh parke. Das heißt, ich lade das Auto während des Einkaufs oder wenn es parkt. Dadurch ist der Zeitaufwand minimal. Das Auto lädt quasi nebenbei.
Das Anstöpseln ist selbst auch kein Problem. Klappe auf, Stecker rein und das wars. Die Stecker sind auch so gut abgesichert, dass man das bei Regen oder anderen widrigen Gegebenheiten tun kann, ohne einen “Schlag” zu bekommen.
Ladekurve
In meinem obigen Beispiel habe ich einfach die Batteriegröße von 60–70 kWh durch die Leistung der Ladestation geteilt. Das folgt der Annahme, dass direkt nach dem Einstecken mit der vollen Leistung geladen werden kann und dies auch bis zum Ende funktioniert. Diese Annahme ist jedoch nicht korrekt. Üblicherweise ist es schneller, ein Auto von 0 % auf 50 % zu laden, als von 50 % zu 100 %. Tesla wird da ein schlechteres Verhältnis nachgesagt. Hier dauert die Ladung von 0 % auf 50 % an einem Schnelllader 14 Minuten und von 50 % auf 100 % sind es mit 36 Minuten mehr als doppelt so lange.
Das heißt, in den Bereichen unter 50 % geht das Laden bei den meisten Fahrzeugen recht schnell. Danach fällt es ab. Die Grafik zeigt prinzipielle Ladekurven verschiedener Modelle. Der Porsche Taycan erreicht schnell sehr hohe Werte und kann die lange halten. Das Model 3 von Tesla erreicht bis etwa 40 % auch eine sehr hohe Ladeleistung und fällt dann recht stark ab. Der ID.4 kommt nur auf 150 kW und fängt schon nach 40 % Akku mit dem Rückgang an.
Wenn euch also schnelles Laden wichtig ist, solltet ihr vor dem Kauf einen Blick auf die Ladekurven werfen.
Für die Schnelligkeit der Ladung spielt auch die Temperatur der Batterie eine Rolle. Mit einer winterkalten Batterie werden die Werte normalerweise nicht erreicht. Vielmehr muss die Batterie vorgeheizt werden. Nach meinem Eindruck machen das die meisten Autos automatisch, wenn man eine Schnellladestation ansteuert. Bei manchen Modellen kann man das auch manuell aktivieren.
Ladeapps
Problematisch sind manchmal die Ladeapps. Da habe ich desöfteren Abbrüche oder fehlende Kommunikation mit der Ladestation erlebt. Im Ergebnis muss man dann zwei- oder dreimal den Ladevorgang in der App starten, bevor es wirklich losgeht. Einzige Ausnahme sind die SuperCharger von Tesla. Hier steckt man den Stecker in das Auto, wartet einen Moment und los geht es. Das ist einfach und ich habe bisher noch nie Abbrüche oder Ähnliches erlebt.
Neben den reinen Ladeapps gibt noch Apps, die über Preise und Standorte informieren. Ich habe mir Ladefuchs installiert. Die App zeigt auf einen Blick Preise an. Weiterhn finde ich die Seite Chargeprice recht gut. Diese zeigt an, welche Ladestationen es an einem Standort gibt. Weiterhin kann man sehen, wie lange das Laden voraussichtlich dauern wird und wie hoch die Kosten hierfür sind.
Preise
Die Preise für das Laden sind auch eine deutliche Umstellung. Bei Verbrennern schwanken die Preise für Benzin und Diesel meist um wenige Cent. Die Preise für das Laden sind hingegen sehr stabil (keine Tagesschwankungen). Dafür gibt es je nach Anbieter deutliche Unterschiede im Preis. Bei den Apps und Ladekarten, die ich im Moment nutze, liegt die Spanne zwischen 29 ¢ und 79 ¢ pro kWh. Stellt euch vor, die Preise an den Tankstellen würden zwischen 1,70 € und 6,40 € für einen Liter Diesel/Benzin liegen.
Aufgrund meiner Vorüberlegungen (auch bei Ist ein Tesla günstig?) sollte mein Durchschnittspreis für das Laden unterhalb von 50 ¢ pro kWh liegen. Eure Überlegungen dazu können natürlich deutlich anders aussehen. Bei vielen Fahrzeugen, die in meinem Freundes- und Bekanntenkreis bewegt werden, wären Preise unter 70 ¢ auch eine deutliche Ersparnis. Über die letzten knapp 10.000 km habe ich einen Durchschnittspreis von ca. 35 ¢ erzielt und damit mein Ziel erfüllt.
Aldi Süd
Aldi Süd bietet an deren Läden teilweise Ladestationen an. Diese funktionen ohne Anmeldung. Also hinfahren, anstecken, bezahlen und fertig. Die Kosten unterscheiden sich nach “Schnelligkeit” der Station:
- Normal-Ladestation: 29 ¢/kWh
- Schnell-Ladestation bis 50 kW Nennleistung: 44 ¢/kWh
- Ultraschnell-Ladestation ab 50 kW Nennleistung: 47 ¢/kWh
Ich lebe nördlich des Aldi-Äquators. Damit habe ich in meinem Alltag keine Möglichkeit das Angebot zu nutzen. Aldi Nord plant wohl ein ähnliches Angebot. Aber mein nächstgelegener Aldi wird demnächst abgerissen und neu gebaut. Das heißt, hier kann ich eventuell ab Ende 2026 laden.
Aral mit ADAC
Aral bietet an manchen Tankstellen auch eine Lademöglichkeit. Dort kann man derzeit für 79 ¢ laden. Wer Mitglied beim ADAC ist, kann das ADAC e-Charge nutzen. Damit liegt der Preis bei 57 ¢. Die nächste Aral-Ladestation würde für mich einen Fahrtweg von ca. 22 km bedeuten. In Verbindung mit dem Preis ist das also nicht attraktiv.
EnBW
EnbW bietet verschiedene Ladetarife. Der Ladetarif S kostet derzeit 59 ¢ und eine Schnellladestation mit 300 kW liegt direkt auf meinem Weg. Daneben hat EnBW weitere Tarife, die eine Grundgebühr verlangen. Der Ladetarif S ist noch vergleichsweise günstig. Auch im größeren Vergleich liegt der recht weit vorn.
EWE Go
EWE Go bietet einen Tarif mit 52 ¢. Hier habe ich auch eine entsprechende Ladestation in der Nähe. Der Preis liegt zumindest in der Nähe von meinem gewünschten Durchschnittspreis.
Kaufland/Lidl
Kaufland und Lidl haben ein ähnliches Angebot wie Aldi Süd. Hier muss man sich über die Kaufland-App anmelden und zwingend auch deren Bezahlsystem Kaufland Pay nutzen. Unter den Voraussetzungen kostet das Laden 29 ¢ (langsame AC) bzw. 49 ¢ (schnelleres DC). Kaufland und Lidl ist in vielen Regionen vertreten, in denen ich unterwegs bin. Daher lade ich recht häufig dort.
Stadtwerke Jena
Die Stadtwerke Jena wären als lokaler Anbieter natürlich die erste Wahl. Vor kurzem wurde der 100. Ladepunkt in Betrieb genommen. Auf meinem üblichen Weg von Zuhause zur Arbeit habe ich etwa 35 Lademöglichkeiten. Die meisten davon sind von den Stadtwerken Jena. Leider ist der Preis mit 52 ¢ für AC zu hoch. Hier kommen weiterhin eventuell Blockiergebühren hinzu (Ich stehe mehr als vier Stunden an einer AC-Station.). Mit dem Preis liegen die Stadtwerke deutlich über meinem Wunschpreis.
TEAG
Die Thüringer Energie AG (TEAG) betreibt hier im Land mehr als 200 Ladestationen. Die TEAG Mobil Ladeapp ermöglicht den Zugang zu einem Preis von derzeit 49 ¢. Im Stadtgebiet zeigt die obige Seite drei Stationen an. Die liegen für mich einigermaßen ungünstig. Daher hatte ich die in der ersten Version meines Blogposts nicht mit in Betracht gezogen.
Tesla SuperCharger
Tesla bietet für eigene Fahrzeuge wie auch für Fremdfahrzeuge deren SuperCharger an. Die Preise liegen im Moment bei ca. 45 ¢, wobei es bei manchen Ladestationen Abweichungen nach unten oder oben gibt. In den Stoßzeiten (16--20 Uhr) werden nochmal 5 ¢ aufgeschlagen. Allerdings würde eine Fahrt zum nächsten SuperCharger mehr als 60 km Fahrt bedeuten. Daher nutze ich die eher selten. Allerdings sind die nach Aldi oder Kaufland/Lidl die für mich günstigste Möglichkeit, das Auto zu laden.
Update: TEAG und Jenaer Stadtwerke ergänzt, Ladefuchs erwähnt. Danke an Johannes für die Anregung