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Vorsicht vor gefälschten PGP-Schlüsseln

Wer mir eine OpenPGP-verschlüsselte E-Mail schicken will, sollte demnächst doppelt vorsichtig sein. Ich entdeckte heute, dass es zur Key-ID 0xEA3E4D61 zwei Schlüssel gibt. Einer der beiden wurde vermutlich automatisch erzeugt und gehört mir nicht! Der Fingerabdruck meines derzeitig aktiven Schlüssels ist:

pub   4096R/0x65B3F094EA3E4D61 2010-01-15
Schl.-Fingerabdruck = 60D8 5B8D 9A1C D2D1 355E  BE9F 65B3 F094 EA3E 4D61
uid                  Jens Kubieziel <jens@kubieziel.de>
uid                  Jens Kubieziel <jens@freie-re.de>
uid                  Jens Kubieziel <kubieziel@gmx.de>
uid                  Jens Kubieziel <lugjena@kubieziel.de>
uid                  Jens Kubieziel <jens@torservers.net>
sub   4096R/0x7A0A527D47FFDBE1 2010-01-15

Wenn ihr mir eine verschlüsselte E-Mail schicken wollt, vergleicht unbedingt die obige zweite Zeile. Im Allgemeinen empfiehlt es sich in der Konfigurationsdatei von GnuPG die Variable keyid-format 0xlong oder gleich long zu setzen. Die kurze Key-ID ist, wie oben zu sehen, leicht zu fälschen.

Update: Das Problem betrifft nicht nur mich. Auf Twitter war von mehreren Fällen zu lesen und auch die Kernel-Entwickler sind betroffen.

Wer steckt fremde USB-Sticks in den eigenen Rechner?

Wer einen Vortrag über IT-Sicherheit oder Social Engineering besucht, wird zwangsläufig die Geschichte von den USB-Sticks zu hören bekommen. Demnach hat der Vortragende oder eine andere Person in einem Unternehmen USB-Sticks platziert und kurze Zeit später wurden diese an die Arbeitsplatzrechner gesteckt, obwohl dies strengstens verboten ist. Doch ist an der Geschichte wirklich etwas dran? Forscher verschiedener Universitäten veröffentlichten eine Studie, die dem Phänomen auf den Grund geht.

Dazu präparierten sie USB-Sticks und verteilten sie auf dem Campus der University of Illinois at Urbana-Champaign. Die Sticks waren unterschiedlich gestaltet. Das rangierte von neutral bis zu beschrifteten Sticks oder solchen, die an einem Schlüsselbund hingen. In der Studie finden sich Beispielbilder. Auf den Sticks befanden sich HTML-Dateien, die einen img-Tag zur Anzeige von Bilder beinhalteten. Dieses Bild wurde von einem Server geladen, den die Forscher kontrollierten. So sahen sie, wenn jemand den Stick einsteckte.

Insgesamt verschwanden fast alle der abgelegten USB-Sticks (290 von 297 Stück). Knapp die Hälfte wurde von den Findern geöffnet. Dabei zeigte sich, dass nur die Geräte, bei denen eine Adresse vermerkt war, weniger geöffnet wurde. Bei allen anderen Markierungen wurden jeweils so um die Hälfte in den eigenen Rechner gesteckt und geöffnet. Welche Dateien interessierten die Finder besonders? Je nach Stick trugen die Dateien unterschiedliche Namen. Besonders häufig wurde der Bilderordner mit Bildern des »Winter Break« geöffnet. Aber auch Prüfungen und Lebensläufe fanden die Finder interessant.

Ein weiterer interessanter Nebeneffekt der Studie fand im Web statt. Die Forscher überwachten verschiedene Seiten und wollten sehen, ob die USB-Sticks dort erwähnt wurden. Ein Student postete ein Bild seines Fundes auf Facebook, andere posteten dies bei der Sub-Reddit-Seite der Uni. Dort entspann sich eine Diskussion und die Diskutanten warnten sich, die Sticks in den Rechner zu stecken.

Insgesamt ist die Studie sehr interessant. Sie bestätigt genau die oben angeführte Geschichte, dass Sticks gern mitgenommen und in den Rechner gesteckt werden. Die Angreifer haben hier ein nahezu leichtes Spiel.

Doch wie könnt ihr euch schützen, dass euer Stick verloren geht und in einen fremden Rechner gesteckt wird? Die Erkenntnisse der Studie legen nahe, dass der Stick an einem Schlüsselbund sein sollte und mit einem Namen sowie Adresse beschriftet sein sollte. In diesen Fällen wurden die Sticks äußerst selten an den Rechner gesteckt und auch häufig zurück gegeben. Viel besser ist natürlich die Sticks zu verschlüsseln und ein Backup der Daten zu haben.

Keysigning bei den Chemnitzer Linux-Tagen 2016

Am 19. und 20. März fanden in Chemnitz wieder die Chemnitzer Linux-Tage statt. Einer alten Tradition folgend organisierte ich das Keysigning. Das heißt, Leute mit einem OpenPGP-Schlüssel können teilnehmen und sich gegenseitig ihre Identität bestätigen. Durch die Prüfung und Signatur wird das Vertrauensnetz (Web of Trust) gestärkt.

In den letzten Jahren stellten wir uns dazu in einer Reihe auf. Die erste Person bewegte sich dann zur zweiten und anschließend zur dritten, vierten usw. Nachdem die erste Person vorbei war, fing die zweite an. So sah das ungefähr aus:

Startaufstellung:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Erste Person startet:

2 3 4 5 6 7 8 9 10
1

Zweite Person startet:

3 4 5 6 7 8 9 10
2 1

Nach einer Weile startet die sechste Person:

7 8 9 10 1
6 5 4 3 2

Das heißt, die erste Person reiht sich wieder ans das Ende ein. Eine Reihe zeigt jeweils den Ausweis und die andere Reihe vergleicht.

Bei dem Verfahren ist nun der Nachteil, dass anfangs sehr viele Leute im Leerlauf sind. Sie müssen warten, bis die erste Person endlich bei denen angekommen ist. Um dies ein wenig zu beschleunigen, haben wir die Reihe dieses Jahr direkt gefaltet. Nach der Sortierung in eine Reihe stellten sich alle gegenüber auf:

1 2 3 4 5
10 9 8 7 6

Die Idee war, dass wieder eine Reihe prüft und die andere den Ausweis zeigt. Leider habe ich das wohl nicht genau genug erklärt und es wurde parallel von beiden Seiten gemacht. Als die Reihe nun zur Hälfte abgearbeitet war, kamen die Teilnehmer bei ursprünglichen Gegenüber wieder an und nahmen an, alle erwischt zu haben. Dies ist aber nicht der Fall:

2 3 4 5 6
1 10 9 8 7

Die Aufstellung oben ist nach dem ersten Wechsel. In der initialen Aufstellung verglich beispielsweise Teilnehmer 3 mit Teilnehmer 8 die Daten. In obigem Schritt vergleicht 3 mit 10 usw. Nach fünf Schritten stehen sich 3 und 8 wieder gegenüber. Teilnehmer 3 hat dann die Identität der Teilnehmer 8, 10, 2, 4 und 6 verifiziert. Was ist mit 1, 5, 7 und 9? Diese fehlen offensichtlich. Es kostete mich einige Mühe die Teilnehmer zu überzeugen, dass der Lauf noch nicht beendet ist. Hoffentlich kann ich alle dann im nächsten Jahr auf diese Seite verweisen und die Überzeugungsarbeit wird einfacher. :-)

Wer sich für den Stand des Web of Trust interessiert:

Web of Trust @ CLT 16

Das BfV und die Spionageabwehr

Gestern war ich auf dem IT-Sicherheitstag bei der IHK Gera eingeladen. Dort hielten verschiedene Fachleute Vorträge oder Workshop. Die einleitenden Vorträge kamen von einem Experten für Spionageabwehr beim Bundesamt für Verfassungsschutz und von mir.

Der Referent des Verfassungsschutzes erklärte, woher die Bedrohungen für die Wirtschaft kommen, wie die aussehen können und was die Firmen dagegen tun können.

Woher kommen die Bedrohungen? Anfangs wurden insbesondere Russland und China mit ihren diversen Einheiten genannt. Die im weiteren Vortrag folgenden Beispiele wurden immer von chinesischen Bürgern ausgeführt. Zum Abschluss stellte der Redner fest, dass der Verfassungsschutz ja einen 360°-Blick hat und es keine Bedrohungen von westlichen Diensten gibt. Hauptgrund war die Tatsache, dass es keine Anzeigen aus der Wirtschaft gibt. Bedeutet das, dass Spionageabwehr nur aus dem Warten auf Anzeigen besteht?

Ich griff den Ball dann in meinem Vortrag nochmal auf und verwies auf den Fall Enercon, wo die NSA spionierte. Daneben verwies ich auf den DGSE und andere Dienste, deren Ziel Wirtschaftsspionage ist und in deren Fokus auch westliche Unternehmen stehen.

Der Vortrag des BfV-Referenten hatte viele Filme zur Illustration dabei. Wenn es dabei um Wirtschaftsspionage ging, kamen die Beispiele aus der Schweiz oder Österreich. Ich fragte mich, warum es keine Beispiele deutscher Unternehmen gibt und was das BfV mit schweizer oder österreicher Unternehmen zu tun hat. Eigentlich soll die Behörde Informationen sammeln, die sich gegen die FDGO richten oder deutsche Unternehmen gefährden.

Den Abschluss des Vortrages bildete ein wenig Werbung für die Behörde. Den schließlich würde diese diskret mit Informationen umgehen und, was dem Vortragenden wichtig zu sein schien, sie unterliegt nicht dem Legalitätsprinzip. Das heißt, bei Kenntnis von Straftaten müssen diese nicht angezeigt werden.

Insgesamt hinterließ der Vortrag bei mir einen recht faden Beigeschmack und bestätigte mein Bild von den »Verfassungsschützern«.

Welche Abgeordneten nutzen PGP?

Im letzten Jahr hatte ich die Abgeordneten des Thüringer Landtages befragt, ob diese denn PGP und SSL/TLS nutzen. Neben der Fraktion der Linken waren es Katharina König und Dirk Adams, die PGP einsetzten. Nun ist die neue Regierung mehr als 100 Tage im Amt. Also wollte ich einen zweiten Rundruf starten. Nach einem ersten Zwischenergebnis hat sich die Zahl der Abgeordneten wie auch die Zahl der Fraktionen mit einem PGP-Schlüssel verdoppelt. Die SPD-Fraktion und Dorothea Marx (SPD) sowie Steffen Dittes (Linke) kamen hinzu. Aber das sind Vorergebnisse.

Nun fragte ich mich, wie das wohl in anderen Landtagen aussieht. Alexander Morlang gab den Hinweis, auf den Keyservern nach dem Wort Fraktion zu suchen. Also legte ich eine Google-Docs-Tabelle an und fragte um Hilfe.

Mittlerweile gibt es einige Einträge. Überraschend fand ich, dass es in Bayern ein CDU-Mitglied mit einem Schlüssel gibt. Ansonsten dominieren derzeit die Piraten in den Landtagen.

Sind eure Abgeordneten in der Liste enthalten? Falls nicht, so schreibt denen doch mal eine E-Mail und fragt, ob sie einen Schlüssel besitzen oder wer in der Fraktion einen Schlüssel besitzt. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir das Ergebnis zuschickt, hier kommentiert oder direkt in die Tabelle schreibt.

Update: Ich habe jetzt alle Fraktionen in den diversen Landtagen und Bürgerschaften angeschrieben. Dort fragte ich, ob bekannt ist, wer PGP/SSL/TLS oder anderes nutzt. Ich aktualisiere die Tabelle, sobald ich Antworten erhalte.

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