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Hatten die Dokumente von Snowden einen Einfluß auf Jihadisten?

Hier, wie auch in Zeitungen, gilt die Regel, wenn der Titel eine Frage enthält, ist die Antwort nein. :-)

Die längere Antwort: Flashpoint Global Partners machen Eigenwerbung, dass sie das Dark Web beleuchten und Auskünfte zu Jihadisten bieten können. Im letzten Jahr haben sie sich angeschaut, ob sich die Verwendung von Verschlüsselungswerkzeugen bei Jihadisten seit den Veröffentlichungen von Snowden geändert hat (komplettes PDF). Dazu haben sie das Dark Web abgegrast und versucht, Hinweise zu finden.

Die Firma schaute sich die Veröffentlichungszyklen von entsprechender Software (Mujahedeen Secrets, Asrar al-Dardashah etc.) an. Nach Snowden gab es nicht mehr oder häufigere Veröffentlichungen als vorher. Weiterhin suchten sie nach bestimmten Schlagworten (Verschlüsselung, Name der Software etc.). Hier gingen die Diskussionen nach Snowden entweder zurück oder blieben gleich.

Daher geht die Firma davon aus, dass Snowden keinen oder nur geringe Effekte auf den Einsatz von Verschlüsselung durch Jihadisten hat.

Plötzlich Krieg -- Ein Experiment

Im ZDF kam vor kurzem die Sendung “Plötzlich Krieg -- Ein Experiment”. Darin wurden zwei Teams aus Frauen und Männern in ein Lager gesteckt und mittels geschickter Manipulationen versucht, beide Teams gegeneinander aufzubringen. Die Sendung sollte zeigen, wie einfach es ist, einen Konflikt (Krieg) auszulösen und es war erschreckend einfach.

Anfangs wurden die Teilnehmer ausgewählt. Diese sollten keinen gewalttätigen oder sonstwie psychologisch auffälligen Hintergrund haben. Gesucht wurden also möglichst normale, unauffällige Personen. Denen wurde erzählt, dass es sich um ein Experiment aus der Konfliktforschung handelt und beide Teams wussten nichts von der Existenz des jeweils anderen Teams.

Christopher Lesko, ein Berater für Gruppendynamik und Konflikte, leitete das Experiment. Nach seinen Worten reichen drei Regeln, um Krieg herbeizuführen:

  1. Wir sind die Guten.
  2. Die sind die Bösen.
  3. Die nehmen uns etwas weg.

Danach wurde das Experiment aufgebaut und durchgeführt. Am ersten Tag gab es für beide Teams Zeit, sich als Gruppe zusammenzufinden. Danach gab es Spiele, bei denen eine Gruppe systematisch verlor und es wurde der Anschein erweckt, dass die andere Gruppe etwas weggenommen hat (leerer Frühstückstisch). Für die zweite Runde standen sich die Teams von Angesicht zu Anngesicht gegenüber. Hier war deutlich zu sehen, wie die Aggression gegen das andere Team immer stärker wurde. Beim letzten Spiel kam es dann sogar zu einer Rippenverletzung durch zu “Körperkontakt”.

Beide Teams waren so gegeneinander aufgebracht, dass eine Schlägerei in der Luft lag. Das, obwohl beide Teams wussten, dass es um nichts geht. Einzig die Erlebnisse der vorigen Tage hatten dafür gesorgt, gegenseitigen Hass aufzubauen.

Das Experiment endete jedoch nicht an dieser Stelle, sondern es ging nun in die “Friedensverhandlungen”. Lesko half beiden Teams zueinander zu finden und sich für die Verletzungen zu entschuldigen. So gingen am Ende beide Gruppen friedlich auseinander.

Ich fand die Sendung sehr interessant und augenöffnend. Ähnliche Experimente und Erkenntnisse gibt es in der Psychologie schon seit längerem. Aber hier wurde sehr plastisch dargestellt, wie einfach es ist, Konflikte heraufzubeschwören und wie leicht Menschen bereit sind, sich in den Krieg zu stürzen. Insbesondere unter den heutigen Diskussionen um PEGIDA und so genannte besorgte Bürger ist die Sendung aufschlussreich. Denn hier werden auch die bösen Ausländer (“klauende, vergewaltigende, kriminelle Ausländer”) so dargestellt, als ob sie uns etwas wegnehmen wollen (unsere Kutlur, Sprache, Frauen etc.). Egal, ob das stimmt oder nicht, die Menschen gehen auf die Straße und schrecken vor nahezu nichts zurück. Die Decke der Zivilisation ist eben dünner als wir denken …

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