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AUCTeX mit GNU/Emacs

Preview
  eines LaTeX-Dokuments im Emacs

AUCTeX ist eine weitere Hilfe für die Berabeitung von LaTeX-Dokumenten. Die Software selbst ist kein Editor, sondern eine Art Erweiterung (Modus) für den GNU/Emacs oder XEmacs. Ich nutze den GNU/Emacs und werde daher im weiteren auch nur auf diesen eingehen.

Unter GNU/Linux ist der Modus meist in der Paketverwaltung der Distribution enthalten. Sucht dort einfach nach dem Wort auctex. Wahrscheinlich werdet ihr schnell fündig und könnt das Paket installieren. Wer es nicht findet oder lieber Software aus den Quellen baut, kann sich diese herunterladen und mit dem üblichen Dreisatz (./configure && make && make install) an den Start bringen.

Mit Microsoft Windows kenne ich mich nicht so gut aus. Die Webseite von AUCTeX hat jedoch eine gute Anleitung zur Installation. Als ich AUCTeX das letzte Mal unter Windows installierte, ging das ohne Probleme.

Nachdem AUCTeX seinen Weg auf euer System gefunden hat, muss der Emacs eventuell wissen, dass er den Modus bei LaTeX-Dokumenten aktivieren soll. Dazu muss die Zeile (load “auctex.el” nil t t) in die .emacs eingetragen werden. Der Schritt ist aber nicht in jedem Fall nötig. Diverse Distributionen haben globale Einstellungen, die den Schritt bereits vornehmen.

Des Weiteren ist es sehr nützlich, wenn AUCTeX das Dokument beim Öffnen scannt, um selbst definierte Befehle, eingebundene Pakete etc. zu finden. Hierfür müssen die unten stehenden Zeilen ihren Weg in die Konfigurationsdatei finden:

(setq TeX-auto-save t)
(setq TeX-parse-self t)

Ich schreibe naturgemäß viele mathematische Texte. Daher möchte ich den Mathemodus in AUCTeX aktiv haben und der RefTeX-Modus zum Verwalten von Referenzen soll aktiv sein. Daher habe ich meine .emacs um die folgenden Zeilen ergänzt.

(add-hook ‘LaTeX-mode-hook ‘LaTeX-math-mode)
(add-hook ‘LaTeX-mode-hook ‘turn-on-reftex)

AUCTeX behandelt Dateien mit den üblichen Endungen (.tex, .ltx, .sty etc.) als LaTeX-Dateien. Hin und wieder habe ich es mit der Endung .latex zu tun. Damit AUCTeX auch hier seine Stärken ausspielen kann, muss ich eine Zeile in der Konfiguration ergänzen.

(add-to-list ‘auto-mode-alist ‘(“\\.latex” . tex-mode))

Nach diesen Einstellungen könnt ihr mit der Bearbeitung der Texte loslegen. Einige finden es unter Umständen schöner, wenn bestimmte Schlüsselworte bunt sind (Syntax Highlighting) oder das der Text nach einer bestimmten Anzahl Zeichen umbrochen wird. Dies lässt sich in den allgemeinen Einstellungen des Editors festsetzen.

Wenn ihr eine leere Datei öffnet, bleibt diese zunächst leer. Mit der Tastenkombination Strg+c Strg+e öffnet sich im Minibuffer das Menü zum Einfügen einer neuen Umgebung. AUCTeX erkennt, dass das Dokument leer ist und bietet automatisch die document-Umgebung zum Einfügen an. Wenn das bestätigt ist, müsst ihr eine Dokumentklasse und eventuell Optionen angeben. Dann steht der Grundrahmen des Dokuments. Wahrscheinlich willst du nun weitere Pakete einfügen. Hierzu bewegst du den Cursor an die korrekte Stelle und kannst dann mittels Strg+c RET usepackage RET foopaket RET das foopaket einbauen. In der Regel reicht die Eingabe von usep+TAB und Paketnamen vervollständigt AUCTeX ebenfalls. Der jjm ist hier jedoch wesentlich besser. Dort genügt die Tastenkombination Strg+c p, um ein Paket von einer beliebigen Stelle im Dokument einzubauen. Weiterhin ergänzt der jjm automatisch fehlende Pakete. Wenn du einen Befehl nutzt, der zu einem bisher nicht eingebundenen Paket gehört, so fügt jjm automatisch das Paket ein. Einen derartigen Automatismus würde ich mir für AUCTeX ebenso wünschen.

Die Bearbeitung des Textes ist recht einfach. Überschriften können mittels Strg+c Strg+s sowie dem Namen der Überschriften (chapter, section etc.) eingefügt werden. Bei jeder neuen Überschrift schlägt AUCTeX das Level der zuletzt benutzten vor. Dies vereinfacht unter Umständen die Eingabe. Jedoch ist jjm wieder einen Schritt weiter. Wie ich schrieb, dient dort beispielsweise die Kombination Strg+c s s zum Einfügen einer neuen section. Das heißt, nach dem initialen Aufwand, die Kürzel für die Abschnittsebene zu lernen, ist eine Überschrift schneller gesetzt. Der Vorteil bei AUCTeX liegt wiederum beim autoamtischen Setzen eines Labels. Bei jeder Überschrift schlägt die Software vor, ein Label zu vergeben. Ich benötige jedoch nur recht selten einen Verweis auf bestimmte Kapitel. Daher stellt das für mich keinen besonderen Vorteil dar.

Bereits oben beschrieb ich, wie eine Umgebung einzufügen ist (Strg+c Strg+e). Für Befehle ist Strg-c RET nützlich. Im Minibuffer wird der Name eingegeben und eventuelle Parameter abgefragt. Eine weitere Möglichkeit wäre, den Backslash sowie einen Teil des Befehlsnamen einzugeben und mit Meta+TAB zu vervollständigen. Dabei fehlen die geschweiften Klammer und eventuelle Parameter muss der Nutzer selbst eingeben. Insofern finde ich die erste Variante angenehmer. Natürlich steht zur Bearbeitung des Textes die gesamte Palette an Emacs-Features zur Verfügung.

Eine der großen Stärken von AUCTeX bzw. korrekter preview-latex liegt in einer Art Dokumentvorschau. Das Bild oben zeigt einen Ausschnitt des GNU/Emacs mit aktiviertem AUCTeX und einer Vorschau. Die Vorschau zeigt dabei Überschriften, Mathetext sowie einige andere Onjekte an. Gerade bei mathematischen Texten ist die Vorschau ganz nützlich. Denn größere Formeln werden im Mathesatz schnell unübersichtlich. Mit preview-latex behält jeder den Überblick und kann eventuelle Fehler schnell erkennen.

Insgesamt ist AUCTeX mit preview-latex ein guter Modus zur Bearbeitung von LaTeX-Dateien. Gerade für Nutzer, die neu beginnen, ist er sicher eine große Hilfe.

jed mit JörgsLaTeXMode

Der erste Editor in der Reihe soll jed sein. Er ist in etwa der kleine Bruder des Emacs. Wobei jed ein Editor geblieben ist und nicht das Betriebssystem mit implementiert. :-)

Jörg Sommer hat für den Editor einen LaTeX-Modus geschrieben. Dieser vereinfacht gerade beim Mathesatz vieles. Daher setze ich jed überwiegend beim Editieren von mathematischen Texten ein.

Das Programm jed sollte in den üblichen Linux-Distriutionen enthalten sein. Ansonsten lässt es sich auf gewohnte Weise herunterladen und kompilieren. Daneben muss der LaTeX-Mode aus dem git geclonet werden. Schließlich benötigt man noch x-keydefs.sl. Nun muss dem jed der Modus bekannt gemacht werden. Dazu ist die Zeile ()=evalfile(“/pfad/zu/latexmode/doc/latex-jed.rc”$); in der jed.rc zu ergänzen. Danach kann es losgehen.

Wenn eine entsprechende Dateiendung angegeben wurde, lädt der Editor den LaTeX-Modus. Beim Öffnen einer neuen Datei ist noch nichts im Programm zu sehen. Der Nutzer kann entweder per Hand \documentclass etc. eingeben oder ein Tastenkürzel verwenden. Mittels Strg-c d wird ein Befehl eingegeben. Jedoch scheint der Editor \documentclass nicht zu kennen. Jedenfalls erfolgt keine Vervollständigung. Wie bei AUCTeX könnte man auf die Idee kommen, die document-Umgebung einzubauen und der Editor fragt in seiner unendlichen Intelligenz nach der Dokumentklasse. Jedoch funktioniert dies ebenfalls nicht. Denn ohne den Eintrag der Dokumentklasse verweigert jed die Vervollständigung der document-Umgebung. Eine letzte Startmöglichkeit ergibt sich über Templates. Das sind Formatvorlagen, die als Datei abgelegt werden. jed kann diese einlesen. Wer immer wieder Dokumente mit einer bestimmten Anfangsstruktur benötigt, wird hier sicher glücklich werden. Über den Menüpunkt Mode --> Templates werden diese eingefügt und die Dateien selbst liegen im Unterverzeichnis latex-templ der jjm-Installation.

Wenn ihr eine bestehende Datei öffnet, versucht der Modus anhand der Dateiendung zu erkennen, ob es sich um eine LaTeX-Datei handelt. Standardmäßig sind das die Endungen tex, ltx, sty und cls.

Nachdem nun eine LaTeX-Datei mit Inhalten vorliegt, geht die eigentliche Arbeit los. Überschriften werden mit dem Tastenkürzel Strg+c s sowie einem weiteren für den Grad (section, chapter etc.) eingefügt. Der Text kann nun wie gewohnt bearbeitet werden. Die Tastenkürzel orientieren sich dabei am Emacs.

Die große Stärke des jjm liegt meiner Meinung nach beim Bearbeiten von mathematischen Texten. Denn hier erleichtert mir der Modus die Schreibarbeit enorm. Ein Beispiel gefällig? Nehmen wir an, du willst folgenden Ausdruck schreiben:

(a_{1}+a_{2}+...+a_{n})=\sum_{i=1}^{n} a_i

Wie macht man das im jed? $(a_1+a_2+...n)=Strg-cnsi=1^na_i$, d.h. gegenüber dem obigen Beispiel habe ich mehr als zehn Zeichen Tipperei gespart. Noch besser wird es, wenn ich das Summensymbol nochmal benötige. Dann tippe ich Strg-cns_ und erhalte eine automatische Vervollständigung zu den zuletzt eingegebenen Indexwerten. Gerade in der Mathematik wiederholen sich bei Beweisen die Indizes oft. Daher ist das recht nützlich. Der Modus fügt weiterhin nach Befehlen wie \sin, \lim etc. ein Leerzeichen ein, falls ein Buchstabe folgt. Das vermeidet Fehler.

Schon selbstverständlich ist, dass die griechischen Buchstaben sowie oft benutzte Befehle auf Tastenkombinationen liegen und so sehr gut zugänglich sind.

Alles in allem ist der jed mit JörgsLaTeXMode für mich perfekt zum Editieren (mathematischer) Texte. Unter allen bisher verwendeten Programmen ist das eindeutig mein Favorit und ich kann Jörg Sommer nur danken, dass er diesen Modus erweitert hat.

Vorstellung diverser LaTeX-Editoren

Durch den Vortrag zu LaTeX und die damit aufgetretenen Fragen kam ich auf die Idee, mir mal einige Editoren für LaTeX anzuschauen. In den folgenden Beiträgen will ich euch daher mal meine Erfahrungen mit den verschiedenen Programmen schildern und darstellen, wo aus meiner Sicht die Stärken und Schwächen der Einzelnen liegen. Diese Schilderung ist natürlich subjektiv. Denn im Laufe der Zeit habe ich mir eine bestimmte Benutzung angelernt und werde die Programme daher aus dieser Sichtweise beurteilen.

In der Vergangenheit nutzte ich eine Vielzahl von Programmen, um LaTeX-Quelltexte zu erstellen. Angefangen hat es mit dem Standard-Editor von Microsoft Windows. Danach probierte ich WinEdt aus. Durch den Wechsel zu GNU/Linux kam ich dann mit vim, jed und dem GNU Emacs (mit dem XEmacs konnte ich mich nie anfreunden) in Verbindung. Alle diese Programme haben einen Modus für LaTeX-Dateien und kommen in die nähere Betrachtung. Weiterhin bewirbt Frank sein Baby namens Geany. Das Programm schaute ich mir also ebenfalls genauer an. Weitere Programme, wie beispielsweise Kile oder TeXmaker, kamen bisher noch nicht unter meine Finger. Gibt es unter meinen Lesern Nutzer dieser oder anderer Programme? Wie sind eure Erfahrungen damit?

Worauf kommt es mir nun an? In den meisten Fällen öffne ich ein bestehendes Dokument, um dort weiterzuarbeiten oder Verbesserungen vorzunehmen. Dabei sind viele Pakete eingebunden bzw. eigene Befehle und Umgebungen definiert. Innerhalb des Editors wie auch bei einer Shell ist die Vervollständigung eine wichtige Erleichterung. Deshalb sollte der Editor meine eigenen Erweiterungen und auch die der eingebundenen Pakete kennen.

Weiterhin sollte er Wörter expandieren können. Das heißt, ich will in einem Text nicht jedes Mal das Wort Gruppenhomomorphismus tippen. Stattdessen gebe ich die ersten Zeichen des Wortes ein und nach einer Tastenkombination wird das Wort ergänzt.

Wenn wir schon bei Vervollständigung sind, sollte der LaTeX-Editor möglichst die installierten LaTeX-Paket kennen und mir diese bei der Eingabe von \usepackage anbieten. Noch besser wäre es, wenn dem Editor Optionen zu einzelnen Paketen bekannt sind. Aber das ist nicht immer (einfach) möglich.

Beim Öffnen eines Dokumentes gehe ich davon aus, dass der Editor die definierten \labels erkennt und ich diese dann referenzieren kann, ohne mir selbst die Namen zu merken.

Wahrscheinlich gibt es noch weitere Merkmale, auf die ich implizit Wert lege. Sollten mir weitere einfallen, werde ich die hier ergänzen. Editoren müssen sich daran messen lassen. Ich werde in den Beiträgen immer etwas dazu schreibe.

Nun hätte ich gern von euch gehört, welche Editoren ihr gern nutzt, worauf ihr Wert legt etc. Bitte lasst euch bei den Kommentaren aus. ;-)

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