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security.txt

Kennt ihr noch die Datei robots.txt, die auf verschiedenen Webseiten hinterlegt sind? Dahinter stand der Robots Exclusion Standard und die verschiedenen Bots sollen zuerst die Seite ausweren, bevor sie eine Webpräsenz indexieren. Daneben entstand auch die Idee für eine humans.txt und mit dem “Erschaffen” des .well-known-Verzeichnisses auf dem Webserver gibt es eine ganze Reihe Dateiformate zur Information oder für andere Zwecke.

Seit April 2022 gibt es nun den RFC 9116 für die Datei security.txt. Diese soll anderen helfen, Sicherheitslücken an die richtige Stelle zu melden. Denn oftmals steht das Problem, dass eine Schwachstelle gefunden wurde und es vielleicht unklar ist, wohin diese zu melden ist.

Mail wäre natürlich eine mögliche Wahl. Im besten Fall existiert sogar eine E-Mail-Adresse namens security@. Aber sehr häufig ist dies nicht der Fall. Mails an info@ oder ähnliche Adressen landen eher im Nirwana oder werden mit Standardtextbausteinen beantwortet. Daher ist ein gezielter, standardisierter Weg gut.

Der RFC 9116 definiert hierfür eben die Datei security.txt, die im Unterordner .well-known einer Webpräsenz liegen muss. Die Datei selbst muss über HTTPS erreichbar sein. Ein korrekter Pfad wäre also https://example.com/.well-known/security.txt.

Doch was darf da drin stehen? Naheliegend sind Kontaktinformationen. :-) Spezieller Informationen, an die man Informationen zu Schwachstellen melden kann. Hierfür ist der Eintrag Contact: gedacht. Dieser muss in der Datei enthalten sein und sollte die Kontaktmöglichkeiten in absteigender Reihenfolge enthalten. Daneben benötigt die Datei zwingend ein Ablaufdatum. Eine Minimalversion der Datei kann also so aussehen:

Contact: mailto:security@example.com
Expires: 2023-05-01T12:13:24+02:00

Weiterhin könnt ihr in der Datei Informationen zu einer Policy hinterlegen, welche Sprachen ihr sprecht, ob ihr Leute einstellt, wer in der Vergangenheit Lücken meldete und einen Verweis zu einem Schlüssel machen. Eine erweiterte Version der Datei sähe also so aus:

Contact: mailto:security@example.com
Contact: +49-123-456-7890
Contact: https://example.com/meldeformular.html
Policy: https://example.com/security-policy.html
Preferred-Languages: de, en
Acknowledgments: https://example.com/hall-of-fame.html
Encryption: https://example.com/pgp-key.txt
Expires: 2023-05-01T12:13:24+02:00

Hier sind mehrere Kontaktmöglichkeiten genannt. Es gibt eine Policy. Die Leute sprechen Deutsch und Englisch und ihr bekommt Infos über andere, die etwas gemeldet haben. Am Schluss findet sich auch ein PGP-Schlüssel. Optimalweise würde der über Web Key Discovery bereit gestellt. Aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag. ;-)

Schließlich könnt ihr den Eintrag auch noch mittels OpenPGP signieren. Dann sähe meine obige Datei so aus:

-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Hash: SHA256

Contact: mailto:security@example.com
Contact: +49-123-456-7890
Contact: https://example.com/meldeformular.html
Policy: https://example.com/security-policy.html
Preferred-Languages: de, en
Acknowledgments: https://example.com/hall-of-fame.html
Encryption: https://example.com/pgp-key.txt
Expires: 2023-05-01T12:13:24+02:00

-----BEGIN PGP SIGNATURE-----
Version: GnuPG v2.2.19

[Viele Zeichen, die gpg auswerten kann]
-----END PGP SIGNATURE-----

Wenn ihr also eine Schwachstelle gefunden habt, dann lohnt es sich nach der Datei zu schauen und die dort genannten Kontakte anzusprechen. Ich habe mal ein wenig gegraben. Bei den großen, bekannten Seiten, wie Google, Facebook, Twitter, GitHub usw., fand ich jeweils eine solche Datei. Seiten aus dem Microsoft-Universum wie auch viele chinesische Seiten haben keinerlei solche Informationen.

Ansonsten ist das Bild recht gemischt. Während beispielsweise Facebook und WhatsApp eine security.txt anbieten, hat Instagram keine, obwohl alle zum selben Konzern gehören.

Unter andere namhaften Seiten fand ich nichts bei

  • Reddit
  • Wikipedia
  • Zoom
  • Netflix
  • Stackoverflow
  • Apple
  • und weiteren

Hier ist also noch ein wenig Arbeit zu tun. Wenn die Datei auch bei euch oder eurem Arbeigeber fehlt, sprecht die doch an und bittet die, diese Informationen bereitzustellen (und natürlich bei Bedarf zu aktualisieren).

Siehe auch:

Update: Ich hatte übersehen, dass das Expires:-Feld auch ein Pflichtfeld ist und habe die obige Beschreibung ergänzt. Vielen Dank an Jürgen für den Hinweis!

Von Saudi-Arabien gehackt

Im Dezember 2015 erhielt ich eine Nachricht von Twitter. Der Dienst informierte mich, dass ich Opfer staatlichen Hackings wurde. Die Nachricht selbst war recht allgemein gehalten:

Rein vorsorglich möchten wir Sie darüber informieren, dass Ihr Account zu einer kleinen Gruppe von Accounts gehört, die Ziel eines staatlich motivierten Hackerangriffs geworden sein könnte. Das bedeutet, dass die Hacker möglicherweise mit einer Regierung in Verbindung stehen. Wir vermuten, dass Daten und Informationen wie zum Beispiel Email-Adressen, IP-Adressen und Telefonnummern ausspioniert werden sollten.

Durch meinen Blogeintrag und die Suche auf Twitter fand ich damals weitere Betroffene. Wir waren alle recht ahnungslos, wer uns aus welchem Grund hacken sollte. Netzpolitik.org warf damals einen Blick auf die Twitterkonten und fand wenig Gemeinsamkeiten. Am ehesten war ein Großteil der Betroffenen als Aktivisten tätig. Die Zusammensetzung an Sprachen, Ländern etc. war jedoch sehr divers.

Mittels eines offenen Briefes versuchten wir Antworten von Twitter zu erhalten. Doch weder gegenüber uns noch gegenüber Journalisten äußerte sich Twitter. Damit könnte die Geschichte zu Ende sein.

Mitte Oktober 2018 gab es nun neue Bewegung. Die New York Times veröffentlichte den Artikel »Saudis’ Image Makers: A Troll Army and a Twitter Insider«. Der Aufhänger des Artikels ist der Mord an Jamal Kashoggi. Dieser wurde vermutlich in der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul auf brutale Weise getötet. Der Artikel berichtet, dass sich eine Troll-Armee mit dem Ziel an ihm festgebissen, ihn zum Schweigen zu bringen. Er selbst plante Gegenmaßnahmen:

Before his death, Mr. Khashoggi was launching projects to combat online abuse and to try to reveal that Crown Prince Mohammed was mismanaging the country. In September, Mr. Khashoggi wired $5,000 to Omar Abdulaziz, a Saudi dissident living in Canada, who was creating a volunteer army to combat the government trolls on Twitter. The volunteers called themselves the “Electronic Bees.”

Diese Troll-Aktivitäten wurden im Artikel auf das saudische Königshaus zurückgeführt. Daneben gab es auch Bestrebungen, Twitter direkt zu infiltrieren. Eine Person namens Ali Alzabarah wurde 2013 bei Twitter eingestellt und stieg dort Stück für Stück auf. Irgendwann hatte er direkten Zugang zu personenbezogenen Daten und saudische Geheimdienstler kontaktierten ihn. Er sollte diese Daten an die Saudis weitergeben. Twitter begann eine Untersuchung und entließ die Person. Im Rahmen der Untersuchung fand Twitter keine Hinweise, dass Daten an Saudi-Arabien weitergegeben wurden.

Damit sind zumindest einige der Fragen beantwortet. Jedoch frage ich mich immer noch, warum Saudi-Arabien gerade Interesse an meinen Daten haben könnte.

Einbindung von Flickr doch konform zur DS-GVO

GDPR
GDPR & ePrivacy Regulations von Dennis van der Hejden. Original bei Flickr

Vor kurzem stellte ich mir hier im Blog die Frage, ob man noch Bilder des Dienstes Flickr einbinden kann. Nach meiner Prüfung kam ich zu dem Schluss, dass dies nicht mehr der Fall ist und entfernte die Bilder aus meinem Blog.

Heute hielt ich einen Workshop, der u.a. auch die Datenschutz-Grundverordnung zum Thema hatte. Dort fragte mich ein Teilnehmer, ob denn das Land Thüringen eine korrekte Datenschutzerklärung (DSE) hat. Der folgende Abschnitt brachte mich dann doch ins Staunen:

Flickr

Innerhalb unseres Onlineangebotes können Funktionen und Inhalte des Dienstes Flickr eingebunden sein. Flickr ist ein Foto- und Bilder-Dienst des amerikanischen Unternehmens SmugMug Inc. (67 E. Evelyn Ave, Suite 200
Mountain View, California, U.S.)Wenn Sie selber Flickr aktiv nutzen und ein Bild oder Video veröffentlichen, können wir ihn ebenfalls sehen, wenn Sie ihn jedermann zugänglich gemacht haben oder wenn wir Ihnen über Flickr folgen. Ebenfalls können wir Ihre Angaben auf Flickr sehen, wenn thueringen.de Ihrem Profil folgt. Einzelheiten zur Verarbeitung der Daten bei Flickr und den Sichtbarkeitseinstellungen entnehmen Sie bitte den Datenschutzbedingungen von Flickr bzw. Oath (ehemals Yahoo): policies.oath.com/ie/de/oath/privacy/index.html  

Das heißt, das Land Thüringen ist der Meinung, rechtmäßig Flickr-Bilder einbinden zu können. Wie kann das sein?

Weder Flickr noch Yahoo! noch eine der anderen Firmen steht bisher auf der Privacy-Shield-Liste. Und die Datenschutzbedingungen von Flickr gaben doch bisher auch nichts her. Aber: Unter anderen ist das Datenschutzcenter von Oath mit verlinkt. Dort steht gleich am Anfang:

Für Produkte oder Dienste von Oath, auf die ohne Anmeldung bei einem Account zugegriffen wird, gilt diese Datenschutzerklärung für diese Produkte und Dienste ab 25. Mai 2018.  

Flickr gehört mit zu Oath. Also gelten diese Bedingungen auch für Flickr. In der DSE steht drin, dass die Oath (EMEA) Limited in Dublin diese Dienste bereitstellt und damit wohl Verantwortlicher im Sinne der DS-GVO ist. Also werden die Daten von einem Unternehmen mit Sitz in der EU verarbeitet und die DS-GVO möchte ja den freien Verkehr personenbezogener Daten fördern (oder zumindest nicht einschränken).

Weiterhin erklärt Oath, dass sie die Standardvertragsklauseln der EU-Kommission verwenden bzw. nur Daten mit Unternehmen austauschen, die nach Privacy Shield zertifiziert sind.

Insgesamt scheint die Datenschutzerklärung den Anforderungen der Art. 13 und 14 DS-GVO zu entsprechen. Und auch inhaltlich ist es jetzt so, dass man wohl doch bedenkenlos Bilder von Flickr in seinem Blog einbinden kann.

Gründe des Hackingangriffs auf Twitter-Nutzer weiter im Dunkeln

Vor über einem Monat erhielt ich zusammen mit einigen anderen eine E-Mail von Twitter. Darin informierte uns das Unternehmen, dass wir Ziel eines staatlichen Hackingangriffs wurden. Insgesamt fand ich 51 betroffene Accounts. Netzpolitik analysierte die Accounts und fand keine Gemeinsamkeiten, die für alle Konten gültig sind. So tappen wir alle im Dunkeln, warum wir die Mail von Twitter bekamen und was der Grund dafür ist.

Wir haben daher eine Liste von Fragen erarbeitet, die wir gern von Twitter beantwortet hätten. Schließlich möchten alle gern wissen, warum gerade sie Ziel der Angriffe waren. Auch wenn ein Teil der Antworten uns verunsichern würde.

Bei unserem Treffen auf dem 32C3 haben wir alle mögliche Theorien und Phantasien hin und hergewälzt. Aber gefühlt sind wir dem Thema nicht näher gekommen. Kennt jemand von euch noch Leute, die eine ähnliche Mail bekamen? Habt ihr vielleicht Ideen, warum Twitter diese Mails verschickte? Hinterlasst doch hier oder auf unserer Seite einen Kommentar.

Weitere Blogpostings:

#StateSponsoredActors-Meetup at 32C3

Starting in mid-december several Twitter users received a mail from the company telling them that they were target of state-sponsored hacking. I blogged in German about it. Today it is still unclear why Twitter sent out this mail.

Did you ask Twitter and received an answer? Do you have an explanation? Let’s meet at 32C3! Come at 20:00 to Hall 13. We’ll sit down and try to find some answers or develop strategies to find answers. ;-)

Ich bin Opfer staatlichen Hackings

Heute morgen öffnete ich mein Postfach und fand eine E-Mail von Twitter vor. Darin stand, dass ich vermutlich Opfer eines staatlichen Hackerangriffs wurde.

Rein vorsorglich möchten wir Sie darüber informieren, dass Ihr Account zu einer kleinen Gruppe von Accounts gehört, die Ziel eines staatlich motivierten Hackerangriffs geworden sein könnte. Das bedeutet, dass die Hacker möglicherweise mit einer Regierung in Verbindung stehen. Wir vermuten, dass Daten und Informationen wie zum Beispiel Email-Adressen, IP-Adressen und Telefonnummern ausspioniert werden sollten.

Zunächst ging ich von Spam aus. Aber die ganze E-Mail war in gutem Deutsch verfasst. Auch die Header der Mail legten nahe, dass der Absender wirklich Twitter war.

Dann setzt Überraschung und Schock ein. Warum sollte ich Ziel eines Hackingangriffs sein und was kann ein Angreifer erkennen? Um die erste Teilfrage beantworten zu können, müsste man wissen, welcher Staat dahinter steckt. Die zweite ist schon leichter zu beantworten. Die E-Mail-Adresse, die ich für die Anmeldung bei Twitter und zur Kommunikation benutze, ist twitter@ (plus meine Domain natürlich). IP-Adressen sollten jeweils Tor-Exitknoten sein. Allerdings hatte die Twitter-App kürzlich Schluckauf. Daher sind dort vermutlich, ein paar Nicht-Tor-URLs zu finden. Ja, OPSEC ist eben schwer. :-) Telefonnummer müsste keine zu finden sein. Denn bisher habe ich es geschafft, nie eine Nummer angeben zu müssen.

Ich werde das Mal im Auge behalten und ein Update bringen, wenn es etwas Neues gibt. Auf Twitter fand ich bisher 10 Accounts, die betroffen sind.

Update: Laut der Meldung bei der Frankfurter Rundschau bestätigte Twitter nochmals die Echtheit der E-Mail. Sie sagte, dass sie den Vorfall aktiv untersuchen und machten ansonsten keine weiteren Angaben dazu.

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