Der Titel des Buches klingt spektakulär: »
Die Maschine, die
Geheimnisse vernichtet«. Der Journalist
Andy Greenberg berichtet im
gleichnamigen Buch von dieser Maschine und hat an vielen Stellen spektakuläres zu berichten. Greenberg kam durch die Gitarre von Woody Guthrie auf den Titel. Die Gitarre trug den Aufkleber: »This machine kills fascists« (siehe Bild).
Die Maschine, die Geheimnisse vernichtet, beginnt mit den Pentagon-Papers ihr Werk. Daniel Ellsberg veröffentlichte die geheimen Dokumente damals mit Hilfe der NY Times. Julian Assange und neuere Entwicklungen sind noch lange nicht das Ende der Maschine. Vielmehr wird sie wohl lange weiterleben. Das Buch zeichnet den Weg der Maschine nach.
Im Prolog wird ein Treffen mit Julian Assange
beschrieben. Julian kündigt dort die MegaLeaks an und verspricht einen Leak über eine US-Bank. Der erste Teil startet mit einer Gegenüberstellung von
Ellsberg und Bradley Manning. Greenberg vergleicht im Kapitel »The
Whistleblowers« ihre Herkunft und ihr
Vorgehen. Ellsberg hatte seinerzeit die Berechtigung sehr geheime
Dokumente zu lesen. Ein Privileg, was nur wenige mit ihm
teilten. Manning auf der anderen Seite war einer von 2,5 Millionen
Amerikanern, die aufgrund lascher Voreinstellungen auf viele
geheime Dokumente Zugriff hatten. Beide waren der Meinung, dass »ihre« Dokumente an die Öffentlickeit müssen. Ellsberg war sich sicher, dass er
für die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere für den Rest seines
Lebens im Gefängnis landen würde. Manning, auf der anderen Seite,
schien Hoffnung zu hegen, dass er unerkannt davon kommt. Zumindest
arbeitet Greenberg diesen Punkt im Buch heraus. Die realen
Entwicklungen waren jedoch genau gegenteilig. Ellsberg wurde nicht
bestraft und Manning wird aller Voraussicht nach lange Zeit im
Gefängnis bleiben.
Das erste Kapitel ist sehr schön geschrieben. Man merkt hier schon,
wie gut Greenberg seine Geschichte recherchiert hat. Mit der
Gegenüberstellung der beiden Protagonisten gelingt ihm ein schöner
Spannungsaufbau.
Die folgenden drei Kapitel widmen sich der »Evolution of
Leaking«. Greenberg erzählt die Geschichte der Cypherpunks detailliert
nach. Den Startpunkt bilden dabei die Lebensläufe von Tim May und
Phil Zimmerman, der Erfinder von PGP. Mit Geschichten zu Julian Assange und John Young, dem
Gründer von Cryptome geht es weiter. Schließlich spielen die Diskussionen auf der Mailingliste und der Artikel »Assassination
Politics« von Jim Bell eine Rolle. Der Keynote-Sprecher des 29C3,
Jacob Appelbaum, mit dem Tor-Projekt bilden den Abschluss.
Der dritte Teil hat die Zukunft (»The Future of Leaking«) zum
Gegenstand. Dort geht es um »Plumbers«, »Globalizers« und
»Engineers«. Das Kapitel beginnt mit Peiter Zatko. Mudge, wie er sich nannte, war einer der Köpfe der Hacker-Gruppe Cult of the Dead Cow und hatte engere Kontakte zu Assange. Mittlerweile arbeitet er bei der DARPA und soll
Gegentaktikten zum Leaking entwickeln. Das langfristige Ziel des
Projektes ist, Leaking komplett zu unterbinden. Greenberg beschreibt
im Kapitel HBGary und den Anonymous-Hack sehr lebendig. Der Autor
nutzt IRC-Logs und persönliche Gespräche und kann dadurch eine sehr
detaillierte Sicht auf die Dinge bieten. Die Isländische Initiative zu modernen Medien (IMMI) und BalkanLeaks sind
die Vorboten der Zukunft. Schließlich traf Greenberg zufällig den
Architekten. Derjenige, der nur unter dem Namen »Der Architekt«
agiert, war für die sichere Neugestaltung von WikiLeaks zuständig und
arbeitet jetzt bei OpenLeaks. Greenberg traf ihn zufälligerweise beim
Chaos Communication Camp.
Am Ende des Buches steht ein kurzer Abschnitt zur
»Machine«. Greenberg macht klar, dass heute jeder zum Leaker werden
kann. Mobiltelefone und andere elektronische Gegenstände erlauben es,
Reportagen von Ereignissen anzufertigen oder eine Vielzahl
elektronischer Dokumente zu kopieren. GlobaLeaks wird kurz
beleuchtet. Das Projekt baut an einer Lösung für eine
Leakingplattform mit Freier Software. Greenberg schließt mit den
Worten:
We don’t yet know the names of the architects who will build the
next upgrade to the secret-killing machine. But we’ll know them by
their work.
Ich habe es sehr genossen, das Buch zu lesen. Zum einen hat Greenberg
einen schönen, lebendigen Schreibstil. Obwohl ich viele Aspekte der
Geschichten kannte, hatte das Buch einiges Neues zu bieten. Faktisch
auf jeder Seite ist die gute Recherchearbeit des Autors zu
spüren. Es war spannend für mich den Handlungssträngen zu
folgen. »This machine kills secrets« war eines der Bücher, was ich
nur schwer aus der Hand legen konnte und am liebsten am Stück
durchgelesen hätte. Leseempfehlung!
Wer von euch einen Verlag kennt, der das Buch ins Deutsche übersetzen will, kann sich gern an mich oder an Andy Greenberg wenden.
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