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Sicherheit der Wahlcomputer am Beispiel Cottbus

Eines der Argumente, die dem Hersteller bzw. dem Vertriebler der Wahlmaschinen noch geblieben waren, ist die Aussage, dass die Wahlcomputer in einer geschützten Umgebung betrieben werden. Frank hat sich diese Umgebung mal zu den Wahlen in Cottbus angeschaut und einen ersten Bericht verfasst:

die “geschützte Umgebung” für den Wahlcomputer bestand für mindestens 15 Minuten aus einem unverschlossenen Raum und einem mindestlohnempfangenden Schulhausmeister im fast-Rentenalter.

Frank schreibt weiter, dass die Wahlvorstände nichts mit dem Wort Checksumme auf dem Kassenzettel anfangen konnten. Hier zeigt sich eben einer der Hauptnachteile einer Wahl mit Computern. Die Verantwortlichen müssen nun auch zu Experten in der (Sicherheits-)Technik ausgebildet werden bzw. ohne eine Ausbildung steht die Sicherheit der Wahlcomputer auf tönernen Füssen.

Daher solltet ihr, falls noch nicht geschehen, die Petition gegen Wahlcomputer unterzeichnen und alle eure Bekannten auffordern, es euch gleich zu tun. Die Marke von 10.000 kann heute noch geknackt werden.

Jena braucht neue Helden

Das Wintersemester an der Universität hat wieder begonnen und neue Studenten strömen in die Stadt. Natürlich möchten die Stadtväter soviele Studenten wie möglich dazu begeistern, ihren Hauptwohnsitz hierher zu verlagern. Also startet die Werbeagentur “Goldene Zwanziger” jedes Semester eine Werbeaktion. Die aktuelle Werbung steht unter dem Motto Neue Helden Bitte melden und die Werber haben sich ein recht witziges Plakat hierzu ausgedacht:
Neue Helden Bitte melden Jena braucht neue Helden
Ja, ihr seht richtig. Die Beine des “Helden” schauen in der Tat aus dem Plakat heraus. Die Aktion ist auf jeden Fall ein schöner Hingucker.

Wahlmaschinen -- eure Aktivität ist gefragt

Unsere Wahlmaschinen sind sicher. Diese Behauptung stammt von diversen Herstellern von Wahlmaschinen. So stürzen sich nun diverse unabhängige Experten auf die Geräte und analysieren diese. Die Computer der Firma Diebold waren eine der ersten, die sich Untersuchungen unterziehen mussten. Dies begann, als die Firma versehentlich ihre Images auf einem öffentlich verfügbaren FTP-Server ablegte. Gegen Mitte des Jahres 2006 entdeckte dann die Open Voting Foundation Schachstellen in der Diebold-Software und den Vogel schoss der Forscher Ed Felten ab. Er und sein Team erstellten eine Sicherheitsanalyse der Diebold-Maschinen. Die Ergebnisse sind katastrophal. Diebolds immerwährende Begründung lautet, dass das ja alles alte Software ist und die neuen Versionen viel sicherer!!1!elf! sind (sieh auch Blogeintrag von Bruce Schneier). Tja, wers glaubt ...

Die niederländische Initiative Wir vertrauen Wahlcomputern nicht (Wer denkt sich eigentlich solche Namen aus?) ist dann nach intensiven Bemühungen in den Besitz einer Wahlmaschine der Firma Nedap gekommen. Unabhängige Experten untersuchten die Maschine und hielten sich offensichtlich die Bäuche vor Lachen. Aus Playing chess at the polls…

Well. A few weeks later the hackers 0wned the Nedap boxes inside out. We played chess on them, we manipulated votes and we could detect what has been voted from across the street, using compromising (spurious) emissions, aka. TEMPEST. I do not recall a similar defeat for a systems vendor in the last years.

Ich empfehle euch, die Seite der Initiative, den Report der Analyse (engl., PDF) bzw. auch die diversen Pressereaktionen durchzulesen. Außerdem gibt es bei der Rucksackreinigung eine schöne Analyse der Gesamtsituation.

Heute hat sich Fefe auch nochmal die wirtschaftliche Seite (Kostenersparnis ist eines der hauptargumente für den Kauf) zu Gemüte geführt. Er stützt sich dabei auch die offiziellen Unterlagen der Stadt Cottbus, wo demnächst mit Wahlmaschinen gewählt wird. Nach seinen Recherchen kosten die Wahlcomputer 4.100 Euro plus Mehrwertsteuer und Versand pro Stück. Wenn man das den Kosten für eine Papierwahl gegenüberstellt, kommt man zu (keinem überraschenden) Ergebnis:

Cottbus hat sich einen Wertverlust von 14.800 Euro pro Wahl gegenüber Druckkosten für eine Papierwahl von 2500 Euro pro Wahl als Kostensenkung verkaufen lassen, die sich nach weniger als 20 Jahren amortisiert (das Angebot sagt, daß die Hardware 20 Jahre hält).

Die Druckkosten für die Wahlscheine sind offensichtlich die einzige “Ersparnis”, die bleibt. Denn weiterhin müssen die Bürger benachrichtigt werden, die Wahlhelfer müssen anwesend sein, etc. Also ist offensichtlich auch dieses Argument entkräftet.

Nun ist es an euch. Wer immer noch der Meinung ist, dass Wahlcomputer eine sinnvolle Sache sind, der kann sich die Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen in den USA nochmal anschauen bzw. sich genauer informieren. Dann klickt auf diese Petition und unterzeichnet diese mit. Vielen Dank!

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